Full text: Vom goldnen Überfluß

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O stört sie nicht, die Feier der Natur! 
Dies ist die Lese, die sie selber hält; 
denn heute löst sich von den Zweigen nur, 
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt. 
Das alte Baus. 
Der Maurer schreitet frisch heraus, 
er soll dich niederbrechen; 
da ist es mir, du altes Haus, 
als hörte ich dich sprechen: 
„Wie magst du mich, das lange Jahr' 
der Lieb' und Eintracht Tempel war, 
wie magst du mich zerstören ? 
Dein Ahnherr hat mich einst erbaut 
und unter frommem Beten 
mit seiner schönen, stillen Braut 
mich dann zuerst betreten. 
Ich weiß um alles wohl Bescheid, 
um jede Cust, um jedes Leid, 
was ihnen widerfahren. 
Dein Vater ward geboren hier 
in der gebräunten Stube, 
die ersten Blicke gab er mir, 
der munt're, kräft'ge Bube. 
Er schaute auf die Engelein, 
die gaukeln in der Fenster Schein, 
dann erst auf seine Mutter. 
Und als er traurig schlich am Stab 
nach manchen schönen Jahren, 
da hat er schon, wie still ein Grab, 
in meinem Schoß erfahren; 
Friedrich Hebbel. 
Vom goldnen Überfluß. 
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