Full text: Vom goldnen Überfluß

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es fragt ihn, ob er noch leb' vielleicht, 
wenn der Weiser die schwarze Drei erreicht. 
Die Wartfrau sitzt geduldig dabei, 
harrend, bis alles vorüber sei. — 
Schon auf dem Herzen drückt ihn der Tod, 
und draußen dämmert das Morgenrot. 
An die Fenster klettert der Frühlingstag, 
Mädchen und Vögel werden wach. 
Die Erde lacht in Liebesschein, 
Pfingstglocken läuten das Brautfest ein; 
singende Bursche ziehn übers Feld 
hinein in die blühende, klingende Welt. — 
Und immer stiller wird es drin; 
die Alte tritt zum Kranken hin. 
Der hat die Hände gefaltet dicht; 
sie zieht ihm das Laken übers Gesicht. 
Dann geht sie fort. Stumm wird's und leer, 
und drinnen wacht kein Auge mehr. 
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Ostern. 
Es war daheim auf unsrem Meeresdeich; 
ich ließ den Blick am Horizonte gleiten, 
zu mir herüber schoß verheißungsreich 
mit vollem Klang das Osterglockenläuten. 
Wie brennend Silber funkelte das Meer, 
die Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel, 
die Möwen schossen blendend hin und her, 
eintauchend in die Flut die weißen Flügel. 
Theodor Storm. 
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