Balladen, Romanzen. —
15. Wer ist, wer ist der brave Mann?
Sag' an, sag' an, mein braver Sang!
Der Bauer wagt' ein Leben dran;
Doch tat er's wohl um Goldesklaug?
Denn spendete nimmer der Graf sein Gut,
So wagte der Bauer vielleicht kein Blut.
16. „Hier,“ rief der Graf, „mein wackrer Freund!
Hier ist dein Preis! komm her, nimm hin!“
Sag' an, war das nicht brab gemeint?
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn.
Doch höher und himmlischer wahrlich schlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
17. „Mein Leben ist für Gold nicht feil.
Arm bin ich zwar, doch ess' ich satt.
Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zuteil,
Der Hab' und Gut verloren hat!“
So rief er, mit herzlichem Biederton
Und wandte den Rücken und ging davon.
Bürger.
259. Johanna Sebus.
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust,
Die Fluten spülen, die Fläche saust.
„Ich trage dich, Mutter, durch die Flut,
Noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut —
5 „Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind,
Die Hausgenossin: drei arme Kind!
Die schwache Frau!... Du gehst davon!“ —
Sie trägt die Mutter durchs Vasser schon.
„Zum Bühle da rettet euch! Harret derweil!
10 Gleich kehr' ich zurück, uns allen ist Heil.
Zum Bühl ist's noch trocken und wenge Schritt;
Doch nehmt auch mir meine Ziege mitl!“
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust,
Die Fluten wühlen, die Fläche saust.
15 Sie setzt die Mutter auf sichres Land;
Schön Suschen gleich wieder zur Flut gr
„Wohin? Wohin? Die Breite schwoll;
Des Wassers ist hüben und drüben voll.
Verwegen ins Tiefste willst du hinein?“
20 „Sie sollen und müssen gerettet sein!“
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