3—
2. Aus dem Heliand
Um 840)
Die Hochzeit zu Kana.
Nach dreien Nächten dann ging dieser Völker Herr
Nach Galiläng, wo zum Gastmahl war
Gebeten Gottes Geborner. Eine Braut war zu geben,
Eine minnigliche Magd. Da war Maria
Mit ihrem Sohne selbst, die selige Jungfrau,
Des Mächtigen Mutter. Der Menschen Herr
Ging mit seinen Jüngern, Gottes eigen Kind,
In das hohe Haus, wo die Häupter tranken
Der Juden im Gastsaal. Unter den Gästen war auch Er
Und gab da kund, daß er Kraft von Gott besaß,
Hülfe vom Himmelsvater, heiligen Geist,
Des Waltenden Weisheit Wonne war da viel,
In Lusten sah man die Leute beisammen,
Gutgemuthe Gäste. Umher gingen Diener,
Schenken mit Schalen trugen schiexren Wein
In Krügen und Kannen. Zu Kana war da groß
Des Festmahls Freude. Als dem Volk unter sich
Auf den Bänken die Lust am besten mundete,
Daß sie in Wonne waren, an Wein gebrach es da,
20 Am Meilh beim Mahl; nicht das Mindeste war mehr
Daheim im Hause, das vor die Herrschaft
Die Schenken trügen. Die Geschirre waren des Tranks
Leer und ledig.
Nicht lange dauert' es,
25 So ersah es wohl die schönste der Frauen,
Die Mutter Christs; mit ihrem Kinde ging sie sprechen,
Mit ihrem Sohne selbst, und sagt' ihm Bescheid,
Daß die Wirthe weiter des Weins nicht hätten
Den Gästen zu geben, und begehrte drum,
30 Daß der heilige Herxx Hülfe schüfe den Leuten
Nach Wunsch und Willen.
Die Blinden vor Jericho.
Nun fuhr er vorwärts, freudigen Sinn
In der Brust geborgen, der Geborne des Herrn.
Zu Jerusalem wollt' er des Judenvolkes
Uebeln Willen weisen, denn wohl erkannt er
Ihr heißgrimmes Herz, ihren harten Sinn
Und widrigen Willen. Die Wandernden zogen