Full text: Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter

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Macht kein Aufruhr unter den Ist Doctor Martinus Luther, 
Schafen, Zu Wittenberg Augustiner, 
Man sollte sie mit Feuer strafen! Der uns aufwedet von der Nacht, 
Doch ist dies Mordgeschrei al's Darein der Mondschein uns hat 
umsunst; bracht. 
Es leuchtet her des Tages Brunst, Der Mondschein deut' die Menschen⸗ 
Und singt die Nachtigall so klax, lehr 
Und sehr viel Schaf' an dieser Der Sophisten hin und her, 
Schaar Innerhalb der vierhundert Jahren, 
Kehren wieder aus dieser Wild Die sind nach ihr'r Vernunft ge— 
Zu ihrer Weid und Hirten mild. fahren, 
Etlich melden den Tag mit Schall, Und hant uns abgeführet sehr 
In Maß recht wie die Nachtigall; Von der evangelischen Lehr 
Geg'n denen die Wölf' ihr Zähn' Unseres Hirten Jesu Christ, 
thun blecken, Hin zu dem Löwen in die Wüst. 
Jagen sie in die Dornenhecken, Der Wwe wird der Papst genennt, 
Und martern sie bis auf das Blut, Die Wüst' das geistlich Regiment, 
Und drohen ihmn bei Feuers Glut, Darin er uns hat weit verführt 
Sie sollen von dem Tage schweigen: Auf Menschensünd', als man jetzt 
So thun sie ihn'n die Sonnen zeigen, spürt. 
Deren Schein Niemand verbergen Damit er uns geweidet hat, 
kann. Deut den Gottesdienst, der jetzund gat 
Nun daß ihr kläxrer mögt ver- In vollem Schwang auf ganzer 
stahn, Erden, 
Wer die lieblich' Nachtigall sei, Mit Mönnich, Nonnen, Pfaffen— 
Die uns den hellen Tag ausschrei: werden. 
Sankt Peter mit der Geiß. 
Als noch auf Erden ging Christus, Die Lehr' gehn durch einander sehr, 
Und auch mit ihm wandert Petrus, Eben gleich wie die Fisch im Meer, 
Eins Tags aus eim Dorf mit ihm ging, Da immer einer den andern ver— 
Bei einer Wegscheid Petrus anfing: schlind, 
„O Herre Gott und Meister mein, Der Bös' den Guten überwind; 
Mich wundert sehr der Güte dein, Deß steht es übel an allen Enden, 
Weil du doch Gott allmächtig bist, In obern und in niedern Ständen. 
Laßt es doch gehn zu aller Frist Deß siehst du zu und schweigest still, 
In aller Welt gleich wie es geht, Sam kümmer dich die Sach' nit viel 
Wie Habakuck sagt der Prophet: Und geh dich eben glatt nichts an, 
Frevel und Gewalt geht für Recht, Könnist doch alls Uebel unterstan 
Der Gottlos' übervortheilt schlecht labwehren, 
Mit Schaltheit den G'rechten und Nähmst recht in dHand die Herr— 
Frommen; schaft dein. 
Auch könn' kein Recht zu End' mehr O sollt' ich ein Jahr Herrgott 
lommen; sein
	        
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