2s Dieser entsandt' ihn mit Schmach und sprach die drohenden Worte:
„Daß ich nimmer, o Greis, bei den räumigen Schiffen dich treffe,
Weder jetzt hier zaudernd, noch wiederkehrend in Zukunft!
Kaum wohl möchte dir helfen der Stab und der Lorbeer des Gottes!
Jene lös' ich dir nicht; bis ins Alter soll sie mir dienen,
Fern von dem Vaterlande, in meinem Palaste zu Argos.
Gehe denn, reize mich nicht! daß wohlbehalten du heimkehrst!“
Jener sprach's: doch Chryses erschrak und gehorchte der Rede.
Schweigend ging er ans n des weitaufrauschenden Meeres;
Und wie er einsam jetzt hinwandelte, flehte der Alte
Viel zum Herrscher Apollon, dem Sohn der lockigen Leto:
„Höre mich, Gott mit dem silbernen Bogen, der Chryse beschirmet
Samt der heiligen Killa und Tenedos a beherrschet,
Smintheus! n ich dir je einen prangenden Tempel gebauet,
Oder hab' ich dir je von erlesenen Farren und Ziegen
Fette Schenkel verbrannt, so gewähre mir dieses Verlangen:
Meine Tränen vergilt mit deinem Geschoß den Achäern!“
Also rief er betend; ihn hörete Phöbos Apollon.
Schnell von den Höhn des Olympos enteilet er, zürnenden Herzens,
Ueber der Schulter den Bogen und ringsverschlossenen Köcher.
Laut erschollen die Pfeil' um die Schulter des zürnenden Gottes,
Als er einher sich bewegt'; er wandelte, düsterer Nacht gleich;
Setzte sich drauf von den Schiffen entfernt und schnellte den Pfeil ab;
Und ein schrecklicher Klang erscholl von dem silbernen Bogen.
9 Erst erlegte er nur Maultier' uͤnd hurtige Hunde:
Doch dann gegen die Menschen das herbe Geschoß hinwendend,
Traf er, und rastlos brannten die Totenfeuer in Menge.)
Schon neun Tage durchflogen das Lager die Pfeile des Gottes.
Drauf am nen berief des Volks e Achilleus,
„Dem in die Seel' es legte die lilienarmige Here;
Denn sie sorgt' um der Danaër Volk, die Sterbenden schauend.
Als sie nun h versammelt und voll gedrängt die Versammlung,
Trat hervor und redet' der Held, der schnelle Achilleus:
„Atreus' Sohn, ich denke, wir ziehn unverrichteter Sache
„Wieder nach Hause zurück, wofern wir entrinnen dem Tode:
Da ja zugleich der usu und die Pest hinrafft die Achäer.
Aber wohlan, fragt einen der Priester oder der Seher
Ddeer auch Traumausleger — auch Träume ja kommen von Zeus her —
Der uns sage, warum so ergrimmte Phöbos Apollon:
Ob versäumke Gelübd' thn erzürneten, ob Hekatomben:
Ob vielleicht ihn bestimmt das Opfer erlesener Ziegen
Und der Lämmer, von uns die gräßliche Plage zu wenden.“
Also redete jener und setzte ir Jetzo erhob sich
Kalchas der Thestoride, der beste, berühmteste Seher,
Der erkannte, was ist, was sein wird oder zuvor war,
Der auch her vor Troja der Danaer Schiffe geleitet
Durch wahrsagenden in des ihn würdigte Phöbos Apollon;
Dieser begann wohlmeinend und redete vor der Versammlung:
„Peleus' Sohn, du Liebling des Zeus, du befiehlst mir zu deuten
Diesen Zorn des Apollon, des fernhintreffenden Herrschers.
Gerne will ich es sagen; doch du verheiße mit Eidschwur,
Daß du gewiß willfaͤhrig mit Wort und Händen mir helfest.
) Vgl. über das poetische Gemälde: Lessing, Laokoon XIII.