Full text: Literaturdenkmäler des klassischen Altertums

Plötzlich, nn ihm die Knie, dem Peliden, und küßt ihm die Hände, 
Ach die entsetz Würger, die viel der Söhn' ihm gemordet! 
Wie wenn ein Mann, mit Blutschuld, der in der Heimat 
Einen Bürger erschlug, zum anderen 60 sich rettet 
In des Begüterten Haus, und erstaunt ihn jeder betrachtet: 
Also staunt' Achilleus, den göttlichen Priamös schauend. 
Auch die übrigen staunten und sahn einander ins Antlitz 
Aber flehend begann der erhabene Priamos also: 13 
„Deines Vaters gedenk', o göttergleicher Achilleus, 
Sein, der bejahrt i wie ich, an der traurigen Schwelle des Alters! 
Möglich, daß auch jenen die rings umwohnenden Völker 
n und niemand ist, vor Jammer und Weh ihn zu schirmen. 
Aber doch, wann jener von dir dem Lebenden höret, 
Freut er sich innig im Geist und hofft von Tage zu Tage, 
Wiederzusehen den trautesten Sohn, heimkehrend von Troja. 
Aber ich Unglücklicher! die tapfersten Söhne besaß ich 
Weit in Troja umher, und nun ist keiner mir übrig! 
Fünfzig hatt' ich der Söhn', als Argos Menge daherzog. ¶n 
Vielen davon zwar löste der stürmende Ares die Glieder; 
Doch der mein einziger war, der die Stadt und uns alle beschirmte, 
Diesen erschlugst du jüngst, da er kämpfte den Kampf für die Heimat, 500 
Hektor! Füͤr ihn nuͤn komm' ich herab zu den Schiffen Achajas, 
Ihn zu erten von dir, und bring' unendliche Lösung. 
Scheu die erhabenen Götter, Achill, und erbarme dich meiner, 
Denkend des eigenen Vaters! ich bin noch werter des Mitleids! 
Tu' ich doch, wäs keiner der sterblichen Erdebewohner: ⸗ 
Ach ich küsse die Hand, die meine Kinder 
Sprach's, und erregt' das Herz des Achill, um den Vater zu klagen; 
Sanft bei der Hand ihn fassend, so drängt' er von sich den ieia 
Beide dachten zurück: der Greis des tapferen Hektor, 
Weinete laut, bvor den Füßen des Pelejaden sich windend; 
Aber Achilleus weint' um den Vater, und dann wieder weint' er 
Um seinen Freund; es erscholl von Jammertönen die Wohnung. 
Aber en gesättigt des Grams der edle Achilleus, 
Und aus der Bruͤst ihm entfloh der Wehmut süßes Verlangen, 
Fren er vom Sessel empor, bei der Hand den Alten erhebend, 
Voll Mitleids mit dem grauenden Haupt und dem grauenden Barte, 
Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte: 
„Armer, fürwaähr viel hast du des Wehs im Herzen erduldet! 
Welch ein Mut, so allein zu der Danger Schiffe zu kommen, 
Jenem Mann vor die Augen, der dir so viel und so tapfre 520 
Söhne erschlug! Du au ja ein eisernes Herz in dem Busen! 
Aber wohlaͤn, nun setz' auf den Sessel dich; laß uns den Kummer 
Jetzt in der Seel' ein wenig beruh'gen, obwohl wir betrübt sind. 
Denn wir ändern ja nichts mit unserer starrenden Schwermut. 
Also bestimmten die Götter der armen Sterblichen Schichsal, 
Bang' in Gram zu leben; allein sie selber sind sorglos. 
Denn es stehn zwei Fässer gestellt an der Schwelle Kronions, 
Voll das eine von Gaben des Wehs, das andre des Heiles. 
Wem nun vermischt austeilet der donnerfrohe Kronion, 
Solchen trifft abwechselnd ein böses Los und ein gutes. 
Aber wem er nur Weh austeilt, den verachten die Menschen, 
Und herznagende Not auf der heiligen Erde verfolgt ihn, 
Daß er n nicht von den Göttern geehrt noch den Menschen. 
Also verliehn zwar Peleus die Ewigen glänzende Gaben 
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