Hannover. 
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hier keine Spur menschlicher Betriebsamkeit vorhanden. Damals 
entschloß sich einer der Vorfahren des jetzigen Besitzers, Freiherrn 
von Landsberg-Beelen, diesen ungeheuren Morast nach dem Vor¬ 
bilde der Holländer zu einer Torskolonie zu benutzen, und so den 
Anfang zur Kultur dieser Torfmoore zu machen. Zu dem Ende 
wurde ein schiffbarer Kanal von der nicht weit entfernten Ems 
aus hierher gezogen und nach und nach in den Morast hinein 
fortgesetzt. Es fanden sich bald mehr Kolonisten, die sich an sei¬ 
nem Ufer anbauten; die alte Burg wurde geschleift und daraus 
eine Kirche gebaut. Man vermehrte und verlängerte die schiffba¬ 
ren Kanäle, und dadurch erreichte diese Kolonie nach und nach 
den Umfang und die Gestalt, worin wir sie jetzt erblicken. Der 
Hauptkanal, welcher durch ein Sihl (Schleuste), das in dem Deiche 
(Damme) der Ems liegt und von Ziegelsteinen massiv erbaut ist, 
in diesen schiffbaren Fluß geht, durchläuft von der Ems an in 
einer südöstlichen Richtung die gange Papenburger Torfkolonie in 
einer Länge von 14 M., bis in die Nähe des großen Meeres 
(Sees), welches ihm einen Theil seines nöthigen Masters liefert. 
Alles überflüssige Wasser der Vehn- oder Torfkanäle und alle 
Schiffe, der Kolonie müssen' diese Schleuste passiren, um in den 
Emsfluß zu gelangen. Aus diesem Hauptkanale hat man nun 
mehrere andere ansehnliche Kanäle zur Gewinnung des Torfs in 
den Morast gegraben. Rechnet man die Lange sämmtlicher Pa- 
penburgischen Kanäle zusammen, so würde sie wenigstens M. 
ausmachen. Auf beiden Seiten dieser Kanäle stehen die Wohn¬ 
häuser, alle nur ein Stockwerk hoch, mit Ziegelmauern und auf 
Holländische Art mit Giebeln versehen und mit Ziegeln gedeckt, 
im Ganzen genommen von einem gefälligen, freundlichen Ansehen. 
Doch niemand darf seine Wohnung ganz nahe ans Ufer bauen, 
sondern muß wenigstens den zu einem Fahrwege erforderlichen 
Raum übrig lassen. Die Häuser stehen auch nicht dicht neben 
einander, sondern in einer bald größern, bald geringern Entfer¬ 
nung von einander und bei denselben befinden sich unmuthige 
Baumanpflanzungen. Zu dem vorzüglichsten Gewerbe der Papen¬ 
burger gehört die Torsgräberei und der damit verbundene Torf¬ 
handel nebst der Kultur des abgegrabenen Bodens zu Getreide, 
Gemüse, Obst, Kartoffeln, Wiesen und Weiden. Auch unterhal¬ 
ten die Papenburger starke Seeschifffahrt, Schiffsbau, Muschel¬ 
kalkbrennerei rc. und manche von ihnen besitzen ein sehr ansehn¬ 
liches Vermögen. 
Emden, die größte Stadt Ostfrieslands, aber nicht die 
Hauptstadt, liegt auf einem ausgedehnten 12 F. hohen Warf oder 
Anhöhe, am nördlichen Ufer der Ems, die in alten Zeiten mit 
ihrem ganzen Strome dicht an Emden vorbei floß, einige Jahr¬ 
hunderte aber nach dem Einbrüche des Meerbusens Dollart ihr 
voriges Bette verließ, und einen geraden Lauf nehmend, nun in 
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