Justinus Kerner.
Als hätt' ihn Berges Luft und Licht Als Grundstein weihten sie den Sarg
Mit weckender Macht getroffen. Zur heiligen Kapelle.
16. Auch liegt der Abendsonne Schein 18. Von drunten kommen auf deren
So rot auf Lippen und Wangen; Klang
Es war, als wäre der bleiche Tod Seitdem viel Tote, zu schlafen;
Vor seinem Strahl vergangen. Das ganze tiefe Dorf will ruhn
17. Doch senkten ihn die Diener ein Auf hohem Berge beim Grafen.
Nach seinem Wunsch zur Stelle.
196. Wandre — andre.
1. Ruhen ist so süß; doch „Wandre, 3. Bist du lebensmüd'? Ach, andre,
Wandre!“ heißt des Schicksals Wort. Andre scharrt man drüben ein;
Ruhen ist so süß; doch andre, Du mußt weiter; wandre, wandre!
Andre dehnen sich im Port. Quäle dich durch Schaum und Schein!
2. Was du suchest, haben andre, 4. Fesselt dich der Schimmer? Wandre!
Andre ziehen den Gewinn; Lebst du wieder gern? Jetzt stirb!
Laß die Hoffnung! Wandre, wandre Leben dürfen andre, andre!
Ohne Wunsch durchs Leben hin! Willst du zweimal blüh'n? Verdirb!
Justinus Kerner.
197. Die beiden Särge.
1. Zwei Särge einsam stehen 3. Doch neben dem stolzen König,
In des alten Domes Hut; Da liegt der Sänger traut;
König Ottmar liegt in dem einen, Man noch in seinen Händen
In dem andern der Sänger ruht. Die fromme Harfe schaut.
2. Der König saß einst mächtig 4. Die Burgen rings zerfallen,
Hoch auf der Väter Thron; Schlachtruf tönt durch das Land;
Ihm liegt das Schwert in der Rechten Das Schwert, das regt sich nimmer
Und auf dem Haupte die Kron'. Da in des Königs Hand.
5. Blüten und milde Lüfte
Wehen das Tal entlang;
Des Sängers Harfe tönet
In ewigem Gesang.
198. Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.
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1. Auf der Burg zu Germersheim, 2. Und er spricht: „Ihr guten Meister,
Stark am Geist, am Leibe schwach, Arzte, sagt mir ohne Zagen:
Sitzt der greise Kaiser Rudolf, Wann aus dem zerbroch'nen Leib
Spielend das gewohnte Schach. Wird der Geist zu Gott getragen?“
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