Antonie Jüngst.
Antonie Aüngst.
885. Der Araber und sein Eferd.
1. „Gefangen, gefangen durch schnöden Verrat,
Verlassen vom tückischen Freunde,
Gehetzt und verfolgt, und der rettende Pfad
Verlegt mir vom siegreichen Feinde!
2. Gefangen, gefangen auch du, mein Roß,
Das in den Kampf mich getragen!
Mein treuester Freund und Waffengenoß,
Wie soll ich mich deiner entschlagen?
3. Ich zog dich auf mit sorglicher Hand;
Ich durfte zuerst dich zäumen
Dort, wo das Zelt meines Vaters stand,
Umschattet von Dattelbäumen.
4. Ich hielt dich höher als Weib und Kind;
Du warst mein einz'ger Gefährte,
Wenn vor dem steigenden Morgenwind
Ich folgte des Löwen Fährte.
5. Ha, welche Wonne, der Wüste Glut
Auf feurigem Renner durchmessen
Und dann an murmelnder Quelle Flut
Des Tages Mühsal vergessen!
6. Welch Hochgefühl!l — — — Da nahet der Troß,
Die feindlichen Waffen blitzen!
O du, mein herrliches, wackeres Roß,
Dich soll kein Franke besitzen!“
7. Scheich Ibrahim spricht's und streichelt mild
Des Pferdes glänzende Mähne,
Die rosigen Nüstern, und heimlich quillt
Dem Wüstensohne die Träne.
8. Dann rafft er sich auf, und fester Hand
Er zielt mit gelassenem Mute;
Ein Knall, ein Fall, — und am Wegesrand
Der Schimmel wälzt sich im Blute.
886. Die Fahnen von Gravelotte.
1. Was wallet im festlichen Zuge daher,
Von hoher Begeistrung getragen?
Was fesselt die Blicke, die Herzen so sehr,
Daß schneller die Pulse rings schlagen?
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