Full text: Deutsche Poesie von den Romantikern bis auf die Gegenwart

Ferdinand Avenarius. e 
Wie lebende Wellen, so fort und fort 
Von köstlichen Fischen, so quoll's über Bord. 
Und patscht und schnappt und zappelt und springt — 
Und bei den Fischern, da tollt's und singt. 
Nun plötzlich blitzt es — seht, es rollt 
Ein Fisch über Bord von lauterem Gold! 
4. Eine jede Schuppe ein Geldesstück! 
Wie edelsteinen, so funkelt's im Blick! 
Die Kiemen sind aus rotem Rubin, 
Perlen die Flossen überziehn; 
Mit eitel Demanten besetzt, so ruht 
Auf seinem Häuptlein ein Krönchen gut, 
Und fürnehm wispert's vom Schnäuzlein her: 
„Ich bin Prinz Neck, laßt mich ins Meer!“ 
5. Den Fang ins Meer? Sie rühren ihn an, 
Die Fischer, und tasten und stieren ihn an. 
„Laßt mich ins Meer!“ Sie hören nicht drauf. 
„Laßt mich ins Meer!“ Sie lachen nur auf. 
Sie wägen das goldene Prinzlein ab, 
Sie schätzen's und klauben ihm Münzlein ab — 
Wie wiegt das voll, wie gleißt das hold! 
Sie denken nichts weiter, — sie denken nur Gold. 
6. Und seht, ein Goldschein überfliegt 
Jetzt alles, was von Fisch da liegt, 
Und wandelt's, daß es klirrt und rollt; 
Seht, all die Fische werden Gold! 
Sinkt das Schiff von blitzender Last? 
„Schaufelt, was die Schaufel faßt!“ ... 
Wie lustiges Feuerwerk sprüht das umher — 
Dann rauscht über alles zusammen das Meer. 
939. Mondaufgang. 
1. Seltsam in den Büschen 
Zittert's von fahlem Licht; 
Sie stehen all um mich herum 
Mit fragendem Gesicht. 
2. Sehn still und ernst zum Monde hin — 
Der steigt aus der Erd' empor, 
Steigt wie eines toten Königs Geist 
Aus seiner Gruft hervor. 
3. Blickt groß und traurig um sich hen— 
Da wandelt's bleich übers Feld, 
Wird alles eine andre, 
Wird wieder seine Welt! 
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