Full text: Deutsche Poesie von den Romantikern bis auf die Gegenwart

* Ernst von Wildenbruch. 
6. Vor seinem Geiste lag geglättet, 
Was andren unentwirrbar schien; 
Er hat den Kriegsgott angekettet 
Und zwang vor Deutschlands Wagen ihn. 
7. Und als auf Sedans grünen Hügeln 
Das Banner sich der Deutschen schwang, 
Wes Name war es, der auf Flügeln 
Des Jubels da zum Himmel drang? 
8. Sein Name war's, den kein Jahrhundert 
Verlöschen wird im deutschen Land; 
Geliebt, gepriesen und bewundert, 
Von jeglichem Geschlecht genannt: 
9. So wird er sein, so wird er bleiben, 
So wird er mit den Deutschen gehn, 
Und die Geschichte wird ihn schreiben 
Dahin, wo ihre Großen stehn. 
958. Aus einem Epiloge. 
(Zur Festvorstellung des Weimarer Theaters am 7. Mai 1891) 
Goethe: 
1. Ein jedes Leben trägt im eignen Schoß 
Sein frühes oder spätes Todeslos. 
Vorahnend, daß man früh dich rufen werde, 
Bist du hinausgestürmt in diese Erde, 
Der Flamme gleichend, die sich selbst verzehrt 
Und dadurch anderen das Licht gewährt. 
2. Mein Leben war der Baum, der langsam steigt, 
Der Wurzeln senkt, in Asten sich verzweigt; 
Die Ernte, die Jahrzehnte mir getragen, 
Du pflügtest sie in wenigen Lebenstagen. 
So schritten beide wir den Lebenspfad, 
Der uns geschrieben war im Götterrat. 
Schiller: 
1. O wahres Wort — hochragend steht dein Baum 
Mit Asten, die sich um die Erde breiten; 
In seiner Blätterfülle wohnt der Traum, 
Durch seine Krone braust der Sturm der Zeiten. 
2. Und wie der Wind die Zweige ihm durchwühlt, 
Wird er zur Laute ew'ger Harmonieen, 
Daß jede Zeit sich wieder kennt und fühlt 
Lebendig neu im Wort, das du geliehen. 
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