Object: Das Buch für Schüler oder Leitfaden für Schüler in Bürgerschulen bei dem Unterrichte in der Naturlehre, Chemie, Astronomie, Zeitabtheilung, Menschenlehre (Menschenkunde), Religionslehre, biblischen- und Religionsgeschichte, Mythologie oder Götterlehre, Naturgeschichte oder Naturbeschreibung, Technologie oder Gewerbskunde, Erdbeschreibung (Geographie), Weltgeschichte, deutschen Sprachlehre und Orthographie (Rechtschreibung), im Schönschreiben (Kalligraphie), in der Arithmetik, Algebra und Geometrie

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kleider an und suchten Mitleid bei der Bürgerschaft zu er- 
regen: aber heimlich sollen sie Meuchelmörder gedungen haben, 
um dem Tiberius das Leben zu nehmen. Dieser trug nun 
einen Dolch bei sich, sprach vor dem Volke von seiner Ge- 
fahr und ging nicht ohne Begleitung aus dem Hause. Oft 
war eine Schar von 3—4000 Menschen um ihn. 
In der nächsten Volksversammlung befahl Tiberius von 
neuem die Verlesung seines Vorschlags, und Octavius wieder- 
holte seine Einsprache. Die Volksmenge geriet in Aufruhr; 
als Tiberius zur Abstimmung schreiten wollte, bemerkte man, 
daß die Urnen, worein die Stimmtäfelchen geworfen wurden, 
weggenommen waren. Wie nun die Volksmenge immer hef- 
tiger tobte, und Octavius nicht nachgeben wollte, sagte Tibe- 
rius: „Ich weiß kein anderes Mittel als dies, daß einer 
von uns sein Amt niederlege. Laß du das Volk über mich 
zuerst stimmen, wenn es mich meiner Würde entsetzt, so gehe 
ich als Privatmann nach Hause." So beschied er das Volk 
auf den andern Tag wieder, um über die Absetzung des 
Octavius zu entscheiden. 
Am andern Tage wiederholte Octavius abermals seine 
Einsprache. Da ließ Tiberius über seine Absetzung stimmen. 
Als fast der größte Teil des Volkes sich gegen Octavius 
ausgesprochen hatte und seine Absetzung beinahe gewiß war, 
trat Tiberius vor aller Augen auf Octavius zu, umarmte 
ihn und bat ihn flehentlich, er möge nachgeben. Octavius 
weinte und war einige Augenblicke unschlüssig. Als er aber 
seine Augen auf die nahe Schar der Optimalen warf, da 
befiel ihn Scham, und er hieß den Gracchus thun, was er 
wolle. Darauf ward Octavius seines Amtes entsetzt, und 
kaum entging er den Händen des erbitterten Volkes. Der 
Vorschlag des Tiberius ward nun genehmigt, und drei 
Männer zu seiner Ausführung gewählt: er selbst, sein Bruder 
Cajus und sein Schwiegervater Appius Claudius. 
Es war bereits um die Mitte des Sommers, und es 
nahte die Zeit, wo die neuen Volkstribunen gewählt wurden. 
Die Reichen dachten den Tiberius zu stürzen, wenn er seine 
Würde niedergelegt hätte, und machten vorher alle seine 
Schritte gehässig. Und in der That war die Absetzung des 
Octavius beispiellos und gesetzwidrig und befremdete sogar 
manchen aus dem Volke. Um sich in der Gunst des Volkes
	        
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