Full text: Die Freiheitskriege in Lied und Geschichte

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nanns Sänger, die hoch zu Roß in gleicher Absicht sich von dem Bater ver⸗ 
abschiedeten. In keiner der vier Dorfkirchen, welche zu meines Vaters 
Pfarre gehörten, fehlten später die schwarzen Tafeln, welche am Altare 
aufgehängt, die Namen und das Ehrengedächtnis derjenigen jungen Männer 
enthielten, die in den Schlachten der Jahre 18131815 ihr Leben für die 
Befreiung des Vaterlands gelassen hatten. Auch unsere Familie stellte 
ihren Truppenbeitrag. Eines Abends kam, während wir gerade auf der 
Rampe unter dem blühenden Tafelbirnbaum beim Abendessen versammelt 
aßen, ein stattlicher Reiter in voller Waffenrüstung mit verhängtem Zügel 
ins Dorf und vor unser Haus gesprengt, der klirrend abstieg und mit dem 
Schleppsäbel die Treppe hinaufrasselnd um ein Nachtquartier für einen 
freiwilligen Jäger bat, der zu seinem Korps marschiere. Niemand erkannte 
hn, nur die Mutter, nachdem sie ihn aufmerksam betrachtet hatte, schrie 
aut weinend auf: „Franz! Franz! Du bist es!“ Er war es wirklich, Franz 
Weißenborn, der einzige Sohn ihrer Schwester, unserer Tante. Es war 
ein schöner, hochgewachsener, dunkellockiger Jüngling, voll Feuer, Lebens⸗ 
rraft und Gewandtheit. Er hatte sich durch alle Bitten seiner Mutter nicht 
halten lassen, hatte sein kleines Erbe dazu verwendet, sich von dem Guts- 
pächter, bei dem er die Landwirtschaft lernte, ein Pferd zu kaufen und mit 
dem Reste sich als freiwilliger reitender Jäger auszurüsten. Nur einen 
einzigen Tag konnte er uns schenken; dann sprengte er wieder davon, den 
Kugeln der Bautzener Schlacht 
entgegen, die ihm seinen schönen 
Braunen unter dem Leibe 
öteten und ihn selbst mit zer⸗ 
schmettertem Fuße niederwar⸗ 
fen. Ich habe ihn nicht wieder⸗ 
gesehn. 
Brief Fouqués, 
geschrieben auf dem Marsche 
der Freiwilligen nach Breslau. 
(Februar 1813.) 
Zug der Freiwilligen nach Breslau. 
Aus: Tomuschat, Preußen und Napoleon J. Bd. 2. 
Ceipziq. Dürr'sche Buchhandlung. 
Als einer der ersten führte der 
Freiherr de la Motte Fouqué, der Dich- 
ler der „Undine“, zum Könige aus dem 
von Franzosen unbesetzten Potsdam, 
dem ungestörten Sammelplatze der 
Freiwilligen, eine kleine Schar nach 
Breslau. Auf dem Marsche dahin ent- 
stand sein Lied: „Frisch auf zum fröh⸗ 
lichen Jagen“. Unterwegs schreibt er 
an einen Freund: 
„Mir hat man etwa 
70 Freiwillige zu Roß und zu 
Fuß als einem 36 jährigen,
	        
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