Uhland. 
daß es so „glänzt“, das ist es, was ihn freut. Und nun dies Kindliche und 
dies Heldenhafte so innig vereint, in einer Person, das gibt dein Gedichte einen 
ganz einzig eigenartigen Reiz. 
20. „Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', drum muß ich ewig trauern“ 
— und Roland wagt nicht, ein Wort nur zu sagen: er ist dem strengen Vater 
ja ungehorsam gewesen, hat sich herausgenommen, was er nicht sich heraus— 
nehmen durfte, und hat dem Vater die Ehre fortgenommen — wie wird er's 
hüßen müssen! Dieser naive kindliche Sinn ... in diesem Heldenknaben! 
23. „Das ist ein schön Reliquienstück“ — köstlich, dieser Humor, im 
Munde des geistlichen Herrn: der Riese also ein — Heiliger! 
24. „Hei! bayrisch Bier, ein guter Schluck, sollt' mir gar köstlich munden“ 
wenn es zu Karls Zeit nur zu haben gewesen wäre! Humor über Humor! 
28. „Das Riesenkleinod setzt er ein“ — wird nun gar noch übermütig! 
30. „Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht“ — Ihr schlieft ja gar so 
sanft; wie durft' ich Euch da stören! 
. Der Rönig Karl saß einst zu Tisch 
Zu Aachen mit den Fürsten, 
Man stellte Wildbret auf und Fisch 
Und ließ auch keinen dürsten. 
Viel Goldgeschirr von klarem Schein, 
Manch roten, grünen Edelstein 
5ah man im Saale leuchten. 
2. Da sprach Herr Karl, der starke 
Held: 
„Was soll der eitle Schimmer? 
Das beste Kleinod dieser Welt, 
Das fehlet uns noch immer. 
Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein, 
Lin Riese trägt's im Schilde sein 
Tief im Ardennerwalde.“ 
3. Graf Richard, Erzbischof Turpin, 
herr Haimon, Naims von Bavern, 
Milon von Anglant, Graf Garin, 
Die wollten da nicht feiern. 
Sie haben Stahlgewand begehrt 
Und hießen satteln ihre Pferd', 
Zu reiten nach dem Riesen. 
4. Jung Roland, Sohn des Milon, 
sprach: 
„Lieb Vater! hörtl! ich bitte! 
Vermeint Ihr mich zu jung und schwach 
Daß ich mit Riesen stritte, 
Doch bin ich nicht zu winzig mehr, 
Luch nachzutragen Euren Speer 
5amt Eurem guten Schilde. 
6. Bei Sonnenschein und Monden— 
licht 
Streiften die kühnen Degen; 
Doch fanden sie den Riesen nicht 
In Felsen und Gehegen. 
Zur Mittagsstund' am vierten Tag 
der Herzog Milon schlafen lag 
In einer Eiche Schatten. 
7. BRoland sah in der Ferne bald 
Ein Blitzen und ein Leuchten, 
Davon die Strahlen in dem Wald 
Die Hirsch' und Reh' aufscheuchten; 
Er sah, es kam von einem Sschild, 
Den trug ein Riese, groß und wild, 
Hom Berge niedersteigend. 
8. Roland gedacht' im Herzen sein: 
„Was ist das für ein Schrecken! 
Soll ich den lieben Vater mein 
Im besten Schlaf erwecken 
woachet ja sein gutes Pferd, 
Towacht sein Speer, sein Schild und 
Schwert, 
Es wacht Roland, der junge.“
	        
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