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Fr. Halm. 
Ich sah ein Weib in Dämmerlüften, 5. „O wehr' dem Tod', dem nimmer⸗ 
Aus Sternglanz wob sich ihr Ge⸗ satten! 
wand. Natur, was tat dir unser Glück? 
Sie stand auf grasverdeckten Grüften Gib mir mein Kind! Gib mir den 
Mit Saat und Sichel in der Hand. Gatten! 
2. Vor ihr im Staub rief um Erbarmen Nur einen Cagaib ihn zurück!· — 
Ein zahllos Volk mit Weh und 4. Sie sah mit keinem Blicke nieder, 
Ach. Hinstarrend in ihr ew'ges Reich: 
Sie flehten mit erhobnen Armen, Was ich vereint, das trenn' ich wieder. 
Und jammernd scholl es tausend⸗ Ihr wißt es — Warum liebt 
fach: ihr euch? 
Wilhelm Hertz wurde am 24. September 1885 in Stuttgart geboren. 
Er wollte sich der Landwirtschaft widmen und kam zu seinem Großvater auf den 
Berkheimer Hof bei Stuttgart in die Lehre. Als ihm die Prosa des Lebens 
auf dem Lande nicht zusagte, besuchte er in Stuttgart das Gymnasium und studierte 
dann in Tübingen Philosophie und Sprachwissenschaften. Uhland war sein 
freundlicher Berater. Nach Beendigung seiner Studien ging er nach München 
und schloß sich hier dem „Münchener Dichterkreise“ an, dem Geibel, Heyse, 
Lingg und andre zugehörten. Im Jahre 1861 wurde er Privatdozent für 
germanische Altertumskunde an der Universität in München, dann außerordent— 
licher und ordentlicher Professor der deutschen Literaturgeschichte am Poly— 
echnikum daselbst. Am 7. Janunar 1902 ist er in München gestorben. 
Das alte Germanentum war ihm Liebe und Leben; er läßt es zur 
schönsten Blüte erblühen und tragisch enden in seinem echtdichterischen Epos 
„Bruder Rausch“. Weitere Lektüre: „Parzival“ und „Tristan und Isolde“. 
Alles für denkende Leser. 
Friedrich Halm. 
Elegius Franz Josef von Münch-⸗Bellinghausen.) 
1806 1871. 
Das tanbe Mütterlein. 
3. „Sie hört ihn mit dem Blick“ — liest das Wort ‚Mutter‘ ihm von 
den Lippen. 
4. „Da hörte seines Herzens Schlag das taube Mütterlein“ — sie hört' 
fühlt — den Schlag seines Herzens. 
5. „Ich wette, daß taub Mütterlein die Englein singen hört“ — im 
Innern ihrer Seele, in ihrer Seelen Seligkeit. 
4. Wer öffnet leise Schloß und Tür ) 
Wer schleicht ins Haus hereind — 
Es ist der Sohn, der wiederkehrt 
Zum tauben Mütterlein. 
2. Er tritt herein. Sie hört ihn nicht; 
Sie saß am Herd und spann. 
Da tritt er grüßend vor sie hin 
Und spricht sie „Mutter!“ an.
	        
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