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Fr. v. Dingelstedt. 
3. Doch hat sie in der Zeiten 5. So meldet sie dir manchen Traum 
Flug Aus ihrer Vorzeit grauen Tagen 
Har manche große Mär erfahren, Und sieht dabei des Lebens Baum 
Und die bescheidne Woge trug Stets frisch an ihren Ufern ragen; 
Hiel Herrliches zu fernen Jahren. Es glänzen in der lichten Flut 
Sie sah in ihrer Wälder Schoß Der Klöster, Schlösser, Burgen 
Des Adlers Siegerflügel wanken Trümmer, 
Und von der deutschen Arme Stoß Des Mondes und der Sonne Glut, 
Der ew'gen Roma Säulen schwanken. Der Türme und der Segel Schimmer. 
4. Und als mit fester Eisenhand 6. Und meerwärts durch ihr Felsentor, 
held Karl das deutsche Zepter führte, Durch immer wechselnde Gefilde, 
Da war es, wo im Weserland Strömt sie die Wellen leicht hervor 
Sich manche Stimme mächtig rührte; Wie jugendliche Traumgebilde. 
Da hörte man des Kreuzes Ruf In ihren Tiefen, klar und rein, 
Mit hellem Klang an den Gestaden Hörst du es seltsam wehn und rauschen 
Und sah der Frankenrosse Huf Und kannst bei stillem Abendschein 
Sich in den nord'schen Wellen baden. Der Nixe Wanderlied belauschen. 
„Ich kenne einen deutschen Strom, der ist mir lieb und wert vor allen“ 
— es ist die Liebe zur Heimat, die Dingelstedt hier zum Ausdruck bringt; 
vergleiche des Dichters Lebensbeschreibung! 
„Wo dir, o Mensch, Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des 
Himmels zuerst leuchteten — — — — da ist deine Liebe, da ist dein Vater— 
land.“ E. M. Arndt. 
„In der Heimat ist es schön, 
Auf der Berge lichten Höhn.“ — — Krebs. 
Franz v. Dingelstedt wurde am 80. Juni 1814 zu Halsdorf bei Mar— 
burg in Hessen geboren. Er studierte Theologie und Philologie und wurde 
dann Gymnasiallehrer, zuerst in Kassel, dann in Fulda. Im Jahre 1841 
nahm er seinen Abschied, um sich schriftstellerischer Beschäftigung zu widmen. 
Im Jahre 1848 vertraute ihm der König von Württemberg die Aufsicht an 
über seine Privatbibliothek; 1851 berief ihn König Max II. nach München 
und verlieh ihm die Intendantur des Hoftheaters; 1857 in München in 
Gnaden entlassen, wurde er Generalintendant des Hoftheaters in Weimar, und 
mm Jahre 1870 ging er in gleicher Eigenschaft nach Wien. Im Jahre 1851 
war er von Max II. in den Adelstand erhoben worden, im Jahre 1870 
erwies ihm die gleiche Ehrung der Kaiser Franz Josef. Am. 15. Mai 1881 
ist er in Wien gestorben. 
Die wesentlichsten Verdienste Franz Dingelstedts um die Dichtung liegen 
auf dem Gebiete der Theaterleitung.
	        
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