O. Freiherr v. Redwitz. 
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Und daran ändert auch kein Teufel nichts; 
Doch hat's damit nicht allzugroße Eile, 
Gemeldet werd' der Kasus mittlerweile 
Ins Hauptquartier an Seine Maiestät, 
Dieweil da Gnade gern vor Recht ergeht.“ 
Und Seine Majestäten resolvieren: 
„Ekxcutiones weiter nicht zu ex'kutieren! 
Wer für den Vater also macht die Gassen, 
Wird's auch fürs Vaterland nicht unterlassen. 
Und da ein gut Exempel fsorderlich, 
70. Seind Korporals sie beide.“ — Friederich. 
Wir werden in die Zeit des großen Friedrich versetzt, in die Zeit, wo 
die militärische Zucht eine sehr harte war. Es ist die Frische, die uns anspricht 
in dieser Dichtung, und das Unerwartete: wir sehen vor uns, glauben zu sehen 
den gemeinsten, niederträchtigsften Buben und finden uns aufs überraschendste 
getäuscht. 
Poesie freilich ist wenig in der Dichtung. Scherenberg wurde zuerst be— 
kannt durch sein Gedicht „Ligny“, dann noch mehr durch sein „Waterloo“. Er 
ist viel gelobt worden wegen der Frische seines Stiles, heute lobt man ihn 
darum nicht mehr. Man sehe in der kleinen Dichtung — die Menge der 
Fremdwörter und die vielen Härten! 
Christian Friedrich Scherenberg wurde am 5. Mai 1798 zu Stettin 
geboren. Er war ursprünglich für den Kaufmannsstand bestimmt, besuchte 
später aber noch das Gymnasium. Ohne Neigung auch für die Schulbank, 
verließ er heimlich das Gymnasium und ging zum Theater. Er verließ dann 
auch die Bühne wieder und war lange Zeit Sekretär. Im Jahre 1855 erhob 
ihn Friedrich Wilhelm IV. in Anerkennung „seiner poetischen Verdienste‘ zum 
Bibliothekar im Kriegsministerium. Am 9. September 1881 ist er in Zehlen— 
dorf bei Berlin, wohin er übergesiedelt war, gestorben. Seine Bedeutung in 
der Literatur ist zu ersehen aus der Schlußbemerkung zur „Exekution“. 
Oskar Freiherr v. Redwitz. 
1825- 1891. 
Frühlingswind. 
1. „Grüß Gott“ — Gruß im Süden von Deutschland, in katholischen 
Landen, ein herziger Gruß. — „Doch darfst bei mir nicht säumen“ — du haft 
noch gar viel zu tun, mußt drum eilen. „Da liegt noch alles in Träumen“ 
will noch gar nicht aus dem Winterschlaf wieder erwachen. 
2. „Und hilf den Veilchen im Dornenversteck die Auglein aufzuschließen“ 
diesen kleinen Langschläferinnen. 
3. „Und heiße rieseln die Bronnen“ — die der kalte Winter hat erstarren 
lassen — sie sollen nun Leben wieder erhalten dunZ dich.
	        
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