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R. Hamerling.
vergessen — wird blaß und blässer. Da reist die fromme AÄbtissin von
Säckingen nach Rom; sie will in Angelegenheit ihres Klosters zum heiligen Vater.
Margareta zieht mit ihr. Sie soll ihre blassen Wangen verlieren. In Rom,
in St. Peters stolzem Dome, erblickt Margareta — ihren Werner und fällt
in freudigem Erschrecken in Ohnmacht. Das muß der heilige Vater sehen:
teilnehmend erkundigt er sich nach der Jungfrau, erfährt bald den Grund ihres
Leids und tut sie, kraft seines Amtes zu binden und zu lösen, mit seinem
Kapellmeister, den er in den Adelstand erhebt, zusammen. So endet die Rom—
fahrt. Nun wird die Heimfahrt angetreten — und treue Liebe endet nicht
das Voneinandergehn ẽ. .
Lektüre: „Der Trompeter von Säckingen“ und „Ekkehard“ von V. v. Scheffel.
Ekkehard für denkende Leser.
Joseph Viktor v. Scheffel wurde am 26. Februar 1826 zu Karlsruhe
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schaften und widmete sich daneben dem Studium der germanistischen Philologie
und der Literatur. Im Jahre 1850 kam er als besoldeter Rechtspraktikant
nach Säckingen, an der Südgrenze Badens, am Rheine gelegen, und dichtete
hier seinen „Trompeter von Säckingen“. Er entsagte dann seiner juristischen
Laufbahn und gedachte, sich für ein akademisches Lehramt vorzubereiten, nahm
Wohnung am Bodensee, studierte in St. Gallen fleißig die alten Chroniken
und dichtete seinen „Ekkehard'. Eine Zeitlang war er in Donaueschingen,
wohin ihn der Fürst Egon von Fürstenberg berufen, seine Bibliothek ihm zu
ordnen. Dann lebte er abwechselnd in Karlsruhe und Heidelberg seinen lite—
rarischen Arbeiten. Im Jahre 1872 gründete er sich ein Heimwesen in Radolfs—
zell am untern Bodensee und lebte seitdem ganz der Poesie. Im Jahre 1865
hatte ihn der Großherzog von Sachsen-Weimar zum Hofrat ernannt; im Jahre
1875 ehrte ihn die Stadt Säckingen mit der Ehrenbürgerschaft; und sein Groß—
herzog erhob ihn zu seinem 50. Geburtstag in den erblichen Adelstand. Am
9. April 1886 ist er in Karlsruhe gestorben.
Sein „Trompeter von Säckingen“ hat seinen Ruhm begründet; die Dichtung
nimmt ein durch ihre ungemeine Frische und ihren gesunden Humor. Von
weit größerer Bedeutung aber ist sein „Ekkehard'. Aus den Chroniken von
St. Gallen läßt der Dichter des Ekkehard die reinste und edelste Blüte des
kulturhistorischen Romanes uns erblühen.
Robert hamerling.
18320 1880.
Die Kindlein wisseu's.
J. Wie's aussieht im ew'gen Freudenhain,
Im Himmel, dem hohen, da droben,
Das wissen die Kindlein, die kleinen, allein,
Die kommen ja grade von oben.