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Lieder
Und soll der Undank dich bethören?
10 Nimm dir dein Recht, das dir gebührt.
Kannst du nur mauern, nicht zerstören,
Was, die dich kränken, aufgeführt?
Wenn diese Häuser niederlägen,
Die alle hier den Strom entlang,
15 Gewiß dann wäre deinetwegen
Mir nicht um Brod und Arbeit bang.
Die Speicher sind voll Hanf geladen,
Sieh, Funken sprüht der Stein am Stahl.
Für einen Pfennig Schwefelfaden,
20 So loht es auf mit einem Mal.
Und sinkt die Glut erlöschend nieder —
Versucher, weiche! — O mein Herz
Doch meine Seele fand ich wieder.
Das war ein tiefer, tiefer Schmerz.
Laß uns der Heimat frei entsagen,
Daß schuldlos sich die Brust bewahrt.
Dies Schiff wird uns von dannen tragen,
Mit meinem Schweiß zahl ich die Fahrt.
z Da drüben ist ein regsam Bauen,
Und Städte wachsen fröhlich auf,
Da kann der Meister um sich schauen,
Und gutes Werk hat freien Lauf.
Lieb Weib, verbirg mir nicht die Zähre!
10 Ach, es ist schön im Vaterland,
Doch ohne Arbeit, ohne Ehre —
Nein, Gute, reiche mir die Hand.
W—
122. Der digeunerbube im Norden.
1. Fern im Süd das schöne Spanien, 2. Und nun wandr ich mit der Laute
Spanien ist mein Heimatland, Traurig hier von Haus zu Haus,
Wo die schattigen Kastanien Doch kein helles Auge schaute
Rauschen an des Ebro Strand, Freundlich noch nach mir heraus.
Wo die Mandeln röthlich blühen, Spärlich reicht man mir die Gaben,
Wo die heiße Traube winkt, Mürrisch heißet man mich gehn,
Und die Rosen schöner glühen, Ach, den armen braunen Knaben
Und das Mondlicht goldner blinkt. Will kein einziger verstehn.