Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

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Preußens Könige und ihre Zeit. 
der Nähe von Wien), und Kaiser Franz erlangte nur den Frieden mit großem 
Länderverlust. — Später verstieß Napoleon seine Gemahlin Josephine 
und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter des österreichischen 
Kaisers. 
Andreas Hofer. Für sein angestammtes Fürstenhaus Österreich hatte 
sich auch Tirol erhoben, das Kaiser Franz von Österreich hatte, der Gewalt 
Napoleons nachgebend, abtreten müssen. Zu 
den Anführern der Tiroler gehörte auch 
Andreas Hofer, der von seinem Wirtshause 
„am Sand" im Passeyerthale der Sand¬ 
wirt genannt wurde. Da die Tiroler von 
jeher gute Scharfschützen waren und alle 
Stege in ihren Alpen und Thälern kann¬ 
ten, so waren sie den Franzosen und 
Bayern gefährliche Feinde. Durch den Frie¬ 
den, welchen Kaiser Franz mit Napoleon 
zu Schönbrunn schloß, ward bestimmt, 
daß die Tiroler sich den Franzosen wieder 
unterwerfen sollten. Auch Hofer legte das 
Kommando nieder und entließ seine Leute. 
Doch durch thörichte Schwärmer getäuscht 
und zu neuem Kampfe ermuntert, rief er 
noch einmal das Volk zu den Waffen. Als 
das Land sich aber unterwarf, ward Hofer von Napoleon in die Acht er¬ 
klärt. Er rettete sich jedoch ins Gebirge, wo er sich den Winter hindurch 
in einer verlassenen Sennhütte aufhielt. Ein falscher Freund verriet dem 
Feinde seinen Aufenthalt, und so geriet er in Gefangenschaft. Man führte 
ihn barfuß über Eis und Schnee und brachte ihn in Ketten nach Mantua 
in Oberitalien. Hier ließ ihn Napoleon zum Tode verurteilen. Als er 
ans dem Richtplatz niederknieen sollte, sprach er: „Ich stehe vor dem, der 
mich erschaffen hat, und stehend will ich meinen Geist ausgeben." Dann 
rief er selbst: „Gebt Feuer!" und von den Kugeln durchbohrt, brach er¬ 
sterbend zusammen. 
63. Napoleons Iel-?ug nach Rußland. 1812. 
Ursache des Krieges. Der Kaiser Alexander von Rußland war 
lange mit Napoleon verbündet gewesen; aber der grenzenlose Ehrgeiz des 
letztem zerriß auch dieses Bündnis wieder. Um England möglichst großen 
Schaden zu thun, hatte Napoleon die sogenannte Kontinentalsperre 
angeordnet, d. h. er hatte verboten, daß aus dem Festlande englische Waren 
eingeführt würden. Eine strenge Durchführung dieses Verbots begehrte er 
auch von feinem Bundesgenossen Alexander für das russische Reich. Dar¬ 
über kam es zum Kriege zwischen den beiden Kaisern, deren Verhältnis 
ohnehin nicht mehr das beste war. 
Feldzug gegen Rußland. Friedrich Wilhelm III. wurde von Na¬ 
poleon gezwungen, 200000 Mann Hilfstruppen gegen Rußland zu stellen, 
den Durchmarsch des Heeres durch Preußen zu gestatten und die Ver¬ 
pflegung desselben zu übernehmen. So fiel Napoleon im Sommer 1812 
mit einem Heere von einer halben Million auserlesener Krieger in das 
große russische Reich ein. Es gelang ihm auch, im schnellen Zuge tief in 
dasselbe vorzudringen, die Russen in einer großen Schlacht bei Borodino 
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