Full text: Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte

Drittes Buch. Evpisch-⸗Lyrisches. 
„Graut Liebchen auch ?.. Der Mond scheint helll 
Hurrah! die Todten reiten schnell! 
Graut Liebchen auch vor Todten?“ — 
„Ach nein! .. Doch laß die Todten!“ 
Was klang dort für Gesang und Klang? 
Was flatterten die Raben? 
Horch, Glockenklang! horch, Todtensang: 
„Laßt uns den Leib begraben!“ 
Und näher zog ein Leichenzug, 
Der Sarg und Todtenbahre trug. 
Das Lied war zu vergleichen 
Dem Unkenruf in Teichen. 
„Nach Mitternacht begrabt den Leib 
Mit Klang und Sang und Klage! 
Jetzt führ' ich heim mein junges Weib; 
Mit, mit zum Brautgelage! 
Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor 
Und gurgle mir das Brautlied vor! 
Komm, Pfaff, und sprich den Segen, 
Eh' wir zu Bett uns legenl“ 
Still Klang und Sang ... Die Bahre schwand ... 
Gehorsam seinem Rufen 
Kam's, hurre hurre! nachgerannt, 
Hart hinter's Rappen Hufen. 
Und immer weiter, hop hop hop! 
Ging's fort in sausendem Galopp, 
Daß Roß und Reiter schnoben, 
Und Kies und Funken stoben. 
Wie flogen rechts, wie flogen links 
Gebirge, Bäum' und Hecken! 
Wie flogen links und rechts und links 
Die Dörfer, Städt' und Flecken! — 
„Graut Liebchen auch? — .. . Der Mond scheint hell! 
Hurrah! die Todten reiten schnell! 
Graut Liebchen auch vor Fodten 
„Ach! Laß sie ruhn, die Üdten 
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