Didaktisch-⸗Lyrisches; Lehrgesang.
Ueber die Unsterblichkeit der Seele.
Regentin meiner Leibeshütte!
Ich eile nun zur langen Ruh';
Dem Körper naht mit schnellem Schritte
Die Herrschaft der Verwesung zu.
Kaum stößt annoch des Herzens Höhle
Das halb verrauchte Lebensöle
Mit müden Schlägen langsam aus.
Die Muskeln sind entspannt und schwinden;
Der Sinne schwächliches Empfinden
Verkündigt schon der Fäulniß Graus.
Wohlan! der Körper mag verstäuben;
Sein blöder Zeug kann nicht bestehn.
Doch du, o Seele! wirst du bleiben?
Wie? oder mußt du mit vergehn?
Ist denn dein Stoff auch ein Gedränge
Von Theilen ungezählter Menge,
—Q ——ss
Ein Bau von so viel tausend Stücken,
Auf welche Zeit und Zufall drücken,
Bis ihre Fügung wieder bricht?
Doch nein! du öffnest deine Schätze,
Und legst uns überzeugend dar,
Daß keines Körpers Grundgesetze
Und keine Mischung dich gebar.
Was ist ein Leib, des Geistes Hülle?
Sein Klumpe lieget todt und stille,
Sobald ihm ein Beweger fehlt.
Nicht so der Geist, der lebt und denket,
Mit schneller Macht die Sinne lenket,
Erwiegt, beschleußt, verwirft und wähl