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Während so Unterhaltung und aufmerksame Beobachtung weiter—
gingen, stiegen am blauen Horizonte schwere, schwarzgraue Wolken auf.
„Ich wette, daß das nicht Gewitter, sondern Brandwolken sind,“ rief der
Adjutant aus. Die Herren Russen geben ihren Anmarsch auf diese Weise
kund. Gespannt schaute Alles durch die Gläser. Bald konnte kein Zweifel
mehr sein. Auch schon aus näher gelegenen Ortschaften erhoben sich diese
in unheimlichen Wolken, und dazwischen leckten helle Flammenzungen
gierig himmelaufwärts. Mein liebes, armes Rauschken! seufzte Graf R.
verstohlen auf, als er die Unheil kündenden Feuerzeichen auch in der Rich—
tung erblickte, wo er den Stammsitz seiner Väter wußte. Es war still
geworden in dem kleinen Kreise, finstere Mienen, umwölkte Stirnen,
rachgierig funkelnde Augen, unwillkürlich ballten sich die Fäuste oder
zuckten die Hände nach dem Schwert. Ja, das war der Krieg, der Krieg
in seiner furchtbarsten Gestalt. Jetzt ließen die Feldstecher lange, grau—
grüne Schlangen auf den Landstraßen erkennen, graugrüne Klumpen
quollen aus den Wäldern heraus auf die freien Ackerflächen. Sie sind
da! die Russen kommen! wie jubelnder Ausschrei der Erlösung klangs.
Alles Bangen und alle Ungewißheit wichen frischfröhlicher Siegeszuver—
sicht. Der Trupp warf die Pferde herum und sprengte im Galopp quer—
feldein zu den deutschen Schlachtlinien. Unten in der Ebene flackerte
auch schon das Büchsenfeuer der die Vorposten bildenden Jäger auf. Die
zweite Schlacht von Tannenberg hatte begonnen.
Mit aller Kraft versuchten die aus Soldau und Neidenburg in nord—
westlicher Richtung anrückenden Russen auf Deutsch-Eylau und Osterode
durchzubrechen, um so bald als möglich aus dem ihnen unbehaglichen
Seengebiete herauszukommen, das durch seine Unübersichtlichkeit und zahl-
reichen Landengen die Bewegung ihrer schwerfälligen Heeresmassen stark
beengte und verwirrte. Aber als eiserner Riegel legte sich ihnen die
Landwehrdivision quer vor, und die Beigabe der schweren Festungs—
geschütze und Haubitzen aus Thorn und Graudenz machte ihre befestigte
Feldstellung zu einem durch Frontalangriff kaum zu überwältigenden Hin—
dernis. Zu Umgehungen aber war das Gelände nicht geeignet, da sich
die deutschen Flanken an Seen und ungangbare Sümpfe anlehnen
konnten, überdies die Russen auch um die Sicherung der eigenen Flügel
bemüht sein mußten, weil das Anrücken deutscher Verstärkungen zu ge—
wärtigen war. So blieb den Russen in der Hauptsache doch nur der
große Blutopfer erfordernde Frontalangriff übrig, und mit anerkennens—
werter Tapferkeit versuchten sie ihn immer und immer wieder, um den
Durchbruch zu erzwingen. Menschenleben sind ja den russischen Führern