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136. Luther und Frundsberg. (18. April 1521) 
1. Schon harret an den Thüren 4. Der Ritter sieht den Priester 
Des Volkes Menge dicht, Sich werfen in den Tod, 
Als sie den Luther führen In seinen Zügen liest er 
Vor Kaiser und Gericht; Dder Losung ernst Gebot, 
Und an der Thüre Pfosten, Das siegen oder sterben 
Dem Eingang Luthers nah, Den Frommverwegnen heißt, 
Steht fest auf seinem Posten Und vor dem Himmelserben 
Der alte Frundsberg da. Beugt sich des Helden Geist. 
2. Wie unter Blitzesflammen, 5. „Mönchlein,“ beginnt der Ritter, 
Wie unter Sturmeswehn „Du gehest einen Gang, 
Zwei Eichen dicht beisammen Wie auch im Schlachtgewitter, 
Auf zähen Wurzeln stehn: In Mord-⸗ und Sturmesdrang 
So slehen kühngestaltig Ich noch bestanden keinen 
Die beiden Helden dort, Ünd keinen werd' bestehn; 
In Waffen der gewaltig Bist du mit Gott im Reinen, 
ünd jener in dem Wort. Magst du den Gang auch gehn!“ 
3. Den schmückt die Pickelhaube, 6. So gab der greise Degen 
Das Panzerhemd aus Erz, Am heißen Kampfestag 
Und jenem slählt der Glaube Dem Luther seinen Segen, 
Das vielgeprüfte Herz. Den Hand- und Ritterschlag 
In Schlachten schaut der eine Wohlaͤuf denn, Held, und schwinge 
dem Tod ins Angesicht, Dein ritterliches Schwert! 
Dem zittern die Gebeine Laß sehn, ob sich die Klinge 
Auch vor dem Teufel nicht. Als flammende bewährt! 
Karl Rudolf Hagenbach. 
137. Lutherbuche und Lutherbrunnen. (Am 4. Mai 1521) 
GBei Altenstein im Thüringerwalde.) 
1. Als der Doktor Martin Luther von dem Tag zu Worms gekommen, 
Hat er unter dieser Buche eine kurze Rast genommen; 
2. Lehnt sich auf den Ellenbogen, käut, vom Durst geplagt, ein Rütlein, 
Spricht zu den Gefährten heiter: „Lieben, kühlt wie ich das Mütlein!“ 
3. Denen war es nicht zum Scherzen: Tag und Nacht im Wäglein hocken, 
Glut des Maien, Frost des Märzen dulden, macht die Zunge trocken. 
4. Drauf der Luther: „Liebe Herren, sorgt nit! Gott thät Simson tränken 
Aus dem Eselszahn, dem dürren, wird auch unser heut' gedenken.“ 
5. Horch, da klingt ein heimlich Rauschen! War es oben, war es unten? 
Nieder buckt er sich zu lauschen, und er hat den Ort gefunden. 
6. Räumt den Schutt hinweg: da springet silbergleich ein Brünnlein helle, 
Zu dem jeder selbst nun dringet und sich labt an frischer Welle. 
7. Spricht der Luther: „Möchte rinnen durst'gen Seelen allerorten 
Solch ein Wasser!“ Dieser Brunnen ist die deutsche Bibel worden. 
Fr. Polack 
138. Dr. Luther bei dem Tode seines Lenchens. 
Als Luthers Lenchen krank zum Tode lag, 
Da saß er an des Kindes Bett und sprach: 
Ich habe sie sehr lieb; doch ists dein Wille, 
Minm Hert mein Kind ich will dir halten stille“
	        
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