Full text: Anthologie mittelalterlicher Gedichte

Aus dem Walthariliede. 27 
Da begannen nach mannhaftem Streit und blutigem 320 
Ringen, 
Jeder im Geiste noch frisch, wenn auch müde und matt 
an den Gliedern, 
Bei den Bechern ein launiges Spiel der tapfere Walther 
Und der dornige Hagen, gestreckt auf die blumige Wiese. 
„Wenn fortan du Hirsche erjagst,“ so begann da der 
Franke, 
„Laß dir aus ihrem Fell, o Freund, nur Handschuhe 826 
schneiden; 
Stopfe den einen dann aus, so rat' ich, mit weichlicher 
Wolle: 
Unkund'ge täuschest du wohl mit dem Scheine der nervigen 
Rechten! 
Wehe! Was sagst du dazu? Dem Brauche der Völker 
zuwider 
Wirst an der rechten Hüfte hinfort du tragen das Schlacht⸗ 
schwert, 
Und wenn die Gattin einmal zu umarmen dich treibt das 330 
Verlangen, 
Wirst du — ein herrliches Bild — ihr kosen mit zärtlicher 
Linken. 
Doch was rede ich viel? Was immer in Zukunft du 
anfaßt, 
Mit der Linken geschieht's!“ — Drauf sprach Held Walther 
die Worte: 
„Staunen ergreift ob der üppigen Red' mich, einäug'ger 
Sikamber! 
Wenn ich erjage den Hirsch, so meidest das Fleisch du 335 
des Ebers, 
Wirst mit blinzelndem Auge den Dienern im Hause be— 
fehlen 
Und mit schielendem Blick die Scharen der Helden be— 
grüßen. 
Aber der alten Treue gedenk, will ich also dir raten: 
*
	        
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