Full text: Anthologie mittelalterlicher Gedichte

Der arme Heinrich. 77 
Ein Küssen erging da stets aufs neu: 
Dreimal und etwas mehr zur Stunde 1315 
Geschah ein Kosen von Mund zu Munde. 
Mit löblich reichen Gaben 
Empfingen sie die Schwaben. 
Aus freiem Willen kam ihr Gruß. 
Gott weiß, den Schwabenleuten muß 
Jeder Wackre zugestehn, 
Der sie je daheim gesehn, 
Ein besserer Wille lebt nicht mehr. 
Was nach seiner Wiederkehr 
Die Leute angefangen, 
Und wie's noch sonst ergangen, 
Davon meld' ich nicht ein Wort. 
Doch reicher ward er fort und fort 
An Gut sowie an Ehren. 
Das tät er alles kehren 
Zu Gott dem Herrn mit stetem Sinn 
Und dient' ihm williglich forthin, 
Mehr, als er ehedem getan. 
Des hat er ew'gen Ruhm empfahn. 
Der Meier und die Meierin, 
Was die an ihm in treuem Sinn 
Getan ganz unbemessen, 
Das hatt' er nicht vergessen. 
Er schenkte ihnen mit milder Hand 
Als Eigentum all jenes Land, m 
Das weitgestreckte Gereute, 
Den Boden und die Leute, 
Wo er zuvor als Siecher lag. 
Und wie er seines Gemahls nun pflag! 
Wonach sie nur Verlangen trug, 
Sein Dankmut tat sich nie genug, 
Als wäre sie sein Weib, ja mehr. 
Was Pflicht gebot, schien ihm nicht schwer. 
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