Full text: Was die Zeiten reiften

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Matthias Claudius. 
Die Mutter bei der Wiege. 
Schlaf, süßer Knabe, süß und mild! 
Du deines Vaters Ebenbild! 
Das bist du; zwar dein Vater spricht, 
du habest seine Vase nicht. 
Nur eben itzo war er hier 
und sah dir ins Gesicht 
und sprach: viel hat er zwar von mir, 
doch meine Vase nicht. 
Mich dünkt es selbst, sie ist zu klein, 
doch muß es seine Vase sein; 
denn wenns nicht seine Nase wär, 
wo hättst du denn die Vase her? 
Schlaf, Knabe; was dein Vater spricht, 
spricht er wohl nur im Scherz; 
hab immer seine Vase nicht 
und habe nur sein Herz! 
Ein Wiegenlied bei Mondschein zu singen. 
So schlafe nun, du Kleine! 
Was weinest du ? 
Sanft ist im Mondenscheine 
und süß die Ruh. 
Auch kommt der Schlaf geschwinder 
und sonder Müh; 
der Mond freut sich der Kinder 
und liebet sie. 
Matthias Claudius.
	        
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