Ferdinand AWenarius.
5. Doch sollst du nicht hin, vorbei ist die Not,
dein Weib ist tot, und dein Kind ist tot,
ertrunken beid' auf der Hallig.
Auch die Schafe und Lämmer sind fortgespült,
auch dein Haus ist fort, deine Wurt zerwühlt;
was wolltest du tun auf der Hallig?
6. Ach Gott, Kapitän, ist das geschehn!
Alles soll ich nicht wieder sehn,
was lieb mir war auf der Hallig?
Und ihr fragt mich noch, was ich dort will tun? —
Will sterben und im Grabe ruhn
auf der Hallig, der lieben Hallig. —
Jerdinand Avenarius
geb. den 20. Dezember 1856 in Berlin, lebt in Dresden.
Vogelmette.
1. Dringt das erste Dämmerlicht 4. Guten Morgen! hör' ichs
grüßend mir ans Bette, dann,
hör' ich vor dem Fenster dicht fehlen denn auch keine?
eine Vogelmette. Munter, Kinder, fangt nur an;
noch sind wir alleine!
2. Hell vom Platz vor meinem
Haus, 5. Und nun setzt es silbern ein,
wo die Sträucher ranken, keusch in jedem Klange,
klingt sie in die Stadt hinaus vogelfröhlich, glockenrein,
wie ein kindlich Danken. frisch zum Morgensange,
3. Leise da und dort erwacht 6. innig, wie ein Kinderlied,
erst ein Vogelseelchen, wie ein Märchen traulich,
und halb schlummernd noch und daß es durch die Lüfte zieht,
sacht wundersam erbaulich,
stimmen sich die Kehlchen.
7. wie es schwillt und wogt und rollt
und zum Schöpfer schwebt,
bis das erste Sonnengold
um die Dächer webt.