Full text: Aus dem Reiche neuster Dichtung

Frida Soyaur⸗Schanz. 67 
Irida Boyaux Bchan 
geb. den 16. Mai 1859 in Dresden, lebt in Berlin. 
Abzug der Goten nach der Schlacht am Vesuv im Jahre 556. 
Vom rauchenden Blutfeld am Vesuv 
mit weithin schallendem Weheruf, 
ihren König tragend, den tapfern, toten, 
zu Tale schritten die tapfern Goten, 
stolze Besiegte, hehr im Schmerz. 
„Drachschiffe führen uns heimatwärts! 
Unter ragender Nordlandseiche 
sei sie begraben, die Königsleiche, 
begraben wie unser Glück und Ruhm, 
wie unser herrliches Heldentum! — — 
Unser Reich, unsrer Sterne Prangen — 
untergegangen! untergegangen! 
Zertrümmerte Größe, — gebrochenes Herz! 
Drachschiffe, traget uns heimatwärts! 
Lasset uns ziehen mit starken Winden, 
still zu verbluten, still zu verschwinden, 
wie ein Nachtmar) im Morgenlichte, 
wie ein Traum aus der Weltgeschichte!“ 
Die Goten sangen's beim Talwärtsschreiten. 
Wie in Tränen klagten die Harfensaiten 
um geschwundenes Glück, um zerbrochene Macht. 
Herniederblaute die duftende Nacht, 
und die Feuerfackeln des Berges lohten 
zum Abschiedsgeleite den letzten Goten. 
Die lehzlen Zwerge. 
In einem Lande hinter dem Berge, 
dem großen hohen, da gab's noch Zwerge, 
als sie überall schon verbannt. 
Mein Ururahn hat sie noch gekannt. 
Als er hinkam ins Dorf und sie kennen lernte, 
halfen sie grade bei der Ernte, 
man sah's nur an dem Huscheln und Flitzen, 
an dem blitzschnellen Sensenblitzen, 
Ein geisterhafles Wesen, Gespenst.
	        
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