allein die Fenster, sondern auch die Türen auftun, daß sie weiter 
und freier toben und schaden würde denn bisher. Guter Gott, 
was wäre ich da für ein Schanddeckel der Bosheit und Tyrannei! 
Die dritte Art der Bücher sind die, welche ich wider einzelne 
Privatpersonen geschrieben habe, die sich unterwanden, die rö— 
mische Tyrannei zu stützen und die gottselige Lehre, so ich lehrte, 
zu vertilgen. Wider dieselben bekenne ich heftiger gewesen zu sein, 
denn sich ziemte. Widerrufen aber kann ich auch diese Bücher nicht, weil 
ich dadurch der Tyrannei und Gottlosigkeit Vorschub leisten würde. 
Doch weil ich ein Mensch und nicht Gott bin, kann ich 
meinen Büchlein nicht anders beistehen, als der Herr Christus 
selbst seiner Lehre beigestanden hat. Als er vor Hannas nach seiner 
Lehre gefragt und von einem Diener auf den Backen geschlagen 
ward, sagte er: „Habe ich übel geredet, so beweise, daß es böse 
sei!“ So denn der Herr selbst, der da wußte, daß er nicht irren 
könne, sich dennoch nicht geweigert hat, Beweis wider seine Lehre 
auch von dem schnödesten Knecht anzuhören, wieviel mehr muß 
ich niedrigste Kreatur warten und begehren, ob jemand Gegen— 
zeugnis wider meine Lehre vorbringt. Derhalben bitte ich um 
der göttlichen Barmherzigkeit willen, Eure Kaiserliche Majestät, 
die durchlauchtigsten Herrschaften, oder wer sonst es kann unter 
Hohen und Niedrigen, mögen mir Gegenzeugnis geben, mich 
Irrtums überführen und mit prophetischen und evangelischen 
Schriften überwinden. Ich werde aufs willigste bereit sein, so 
ich des überwiesen werde, jeglichen Irrtum zu widerrufen, und 
werde der erste sein, meine Bücher ins Feuer zu werfen. 
Aus dem allen ist, meine ich, offenbar, daß ich die Gefahr, 
Zwietracht und Aufruhr, so durch meine Lehre erwachsen ist, 
woran ich gestern ernstlich hier erinnert worden bin, genugsam 
bedacht habe. Ja, mir ist das Liebste, zu sehen, daß über Gottes 
Wort Eifer und Zwietracht sich erhebe; denn so ist es der Lauf 
des göttlichen Wortes, wie der Herr selbst sagt: „Ich bin nicht 
gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert; ich bin 
gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die 
Tochter wider ihre Mutter.“ (Matth. 10, 34f.) Darum müssen 
wir bedenken, wie wunderbar und schrecklich unser Gott ist in 
seinen Gerichten, auf daß nicht das, was jetzt unternommen wird, 
um die Ruhe wiederherzustellen, hernach, wenn wir den Anfang 
mit Verdammung des göttlichen Wortes machen, zu einer Sint— 
flut unerträglicher Übel gereiche. Bedenken müssen wir und Für— 
sorge treffen, daß nicht diesem jungen, edlen Kaiser Karl, von 
dem nächst Gott viel zu hoffen ist, ein unseliger Anfang und ein 
unglückliches Regiment zuteil werde.
	        
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