Full text: Die Poesie in der Schule

833. Harras der kühne Springer. Th. Körner. 
Eine alte Volkssage erzählt die kühne That dieses Ritters, und noch heute zeigt man bei Lichtenwalde im 
sächsischen Erzgebirge die Stelle, die man den Harrassprung nennt. Äm üfer steht jetzt zwischen zwei alten, 
ehrwürdigen Eichen, der steilen Felsenwand gegenüber, ein Denkmal mit der Inschrifi: „Ritler Harras, der 
kühne Springer.“) 
Werke. Berlin 1874. J. S. 185.) 
1. Noch harrte im heiligen Dämmer⸗ 6. Und er jagt zurück in des Waldes 
licht Nacht, 
Die Welt dem Morgen entgegen, Jagt irrend durch Flur und Gehege; 
Noch erwachte die Erde vom Schlummer Denn flüchg hat er des Weges nicht acht, 
nicht, Er verfehlt die kundigen Stege. 
Da begann sich's im Thale zu regen. Da hört er die Feinde hinter sich drein, 
Und es klingt herauf wie Stimmengewirr, Schnell lenkt er lef in den Forst hinein, 
Wie flüchtiger Hufschlag undWaffengeklirr. Und zwischen den Zweigen wird's helle, 
Und tief aus dem Wald zum Gefechte Und er sprengt zu der lichteren Stelle. 
Sprengt ein Fähnlein gewappneter 
Knechte. 9 7. Da hält er steiler eend 
. ört unten die Wogen brausen; 
2. Und vorbel mit pirn n liegt Er steht an des Zschoppauthals schwin⸗ 
delndem Rand 
Brausen des Sturnis und Gewitter Und blickt hinunter mit Grausen. 
nd voran auf feurig schnaubendem Roß Aber driben auf wald gen Bergeshöh 
Der Harras, der muͤtige Ritter. n ubeh h n 33 nr n 
Sie jagen, als gült' es den Kampf um die 2 u srine se stehn. 
il a ßa 
Auf heimlichen Wegen durch lur undFeld, Und sein Herz pocht in lauteren Schlägen. 
Den Gegner noch heut zu erreichen 8. Ihm ist's, als ob's ihn hinüberri 
nüberrief, 
Und die feindliche Burg zu besteigen. Doch es fehlen ihm Shuin n und dn 
3. So stürmen sie fort d Waldes Und der Abgrund, woͤhl fuͤnfzig Klaftern 
acht tief, 
Durch den fröhlich aufglühenden Morgen; Schreckt das Roß, es schäumt in den Zügel; 
Doch mit ihm ist auch das Verderben Und mit Schaubern dentt er's ind buet 
erwacht, hinab, 
Es lauert nicht länger verborgen; Und vor sich und hinter sich sieht er sein 
Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt Grab; 
Der Feind mit doppelt stärkrer Gewalt, Er hört, wie von allen Seilten 
Das Hifthorn ruft furchtbar zum Streite. Ihn die feindlichen Scharen umreiten. 
Und die Schwerter entfliegen der Scheide. 
4. Wie der Wald dumpf denuernd Noch sinnt er ob Tod ein— 
wiederklingt Ob Tod in den Wo ühle. 
gen er wähle. 
V en snnn r ee n ch Dann sprengt er vor an die Felsenwand 
, nn n e errn 5 
Und die schnaubenden Rosse steigen. d une en vortet der einde 
Aus tausend Wunden en schon das Aber scheu vor dem Abarun t sih 
lut, 
S enisckn Doch er spornt's, daß die Fersen bluten, 
Sie achten's nicht in des Kampfes Glut, 
nd sner wil sich agelen, Und er settt hinab in die Fluten. 
Denn Freiheit gilt's oder Leben. 10. Und der kühne, grüßliche Sprung 
5. Doch dem Häuflein des Ritters gelingt, 
* wankt endlich die Kraft, Ihn beschützen höh're Gewalten, 
Der Übermacht muß es erliegen, Wenn auch das Roß zerschmettert versinkt, 
Das Schwert hat die meisten dahingerafft, Der Rilleris wohl erhalten; 
Die Feinde, die mächtigen, siegen. Und er teilt die Wogen mit kräftiger 
Unbezwingbar nur, eine Felsenburg, Hand, 
Kümpft Harras noch und schlägt sich durch, Und die Seinen stehn an des Ufers Rand 
Und sein Roß trügt den muͤtigen Streiter Und begrüßen i den Schwimmer. — 
Durch die Schwerter der feindlichen Reiter. Goilt verlä den Mullden uimmen 
*
	        
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