Full text: Die Poesie in der Schule

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98. Fehrbellin. Julius Minding, 
geb. 1808 zu Breslau, war Arzt in New-York und starb 1850 daselbst durch Selbstmord. 
(d Bucher Gedichte. Berlin 1841. S. 124. 
Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegesheld, 
Sehl, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält! 
Das wavr ein rasches Reiten vom RPhein bis an den Rhin, 
Das war ein heißes Streiten am Tag von Fehrbellin. 
Vollt ihr, ihr trotzgen Schweden, noch mehr vom deutschen Land? 
Was tragt ihr in die Marken den wül'gen Kriegesbrand? 
Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt, 
Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd zerfetzt. 
Doch halt, Graf Gustav Wrangel, hier steh nun einmal still! 
Dorl omint Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will. 
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt 
Samt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit. 
Nun seht ihn auf dem Schimmel: ein Kriegsgott ist es traun! 
Den Boden dort zum Tanze, den will er sich beschaun; 
Und unter seinen Treuen, da reitet hintenan 
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an. 
Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt, 
Ruft er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt! 
Der auf dem Schimmel sihet, der große Kurfürst ists; 
Nun donnert und nun blitzet! auf wen's geschieht, ihr wißts.“ 
Die donnern und die blitzen und zielen gar nichts Schlechts, 
Und um den Herren fallen die Kugeln links und rechts. 
Dem Derfflinger, dem Alten, fast vird es ihm zu warm; 
Er ist kein Freund vom Halten mit dem Gewehr im Arm 
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreihn 
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein — 
„Um Gott, Herr Kurfürst, weiche!“ Der Kurfürst hört es nicht 
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind ins Angesicht, 
Der Schimmel mocht' es ahnen, wem dieses Feuer gilt; 
Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild; 
Die Herren alle bangen, doch sagt's ihm keiner an; 
War doch nicht rückwärts 'gangen der fürstlich große Mann. 
»DO Preußen, damals wägte auf eines Auges Blick. 
Auf eines Zolles Breite sich fürchtbar dein Geschick: 
O Zollern, deine Krone, — o Fliederich, dein Ruhm! 
Hier galus im Ahn dem Sohne, im Hut dem Königtum. 
10 Hier galt es Deutschlands Freiheit ob nord scher Üermacht; 
üͤnd wer, wenn er gefallen, wer schlüge seine Schlacht? 
Nicht Homburgs edle Hitze nicht Derfflings rauher Mut, 
Nicht Grumbkows Säbelspitze, nicht Heer noch Landsturm gut. 
14. Und doch, der Tod ist nahe und mäht um ihn herum, 
Und alles zagt und banget, und alles bleibet stumm. 
Die Scheibe ist der Schimmel, das merket jeder nun; 
Doch helfen mag der Himmel, von uns kann's keiner thun. 
12. Da reitet zu dem Fürsten Emanuel Froben her: 
Derr Kurfürst, euer Schimmel, er scheut sich vorm Gewehr; 
Das Tier zeigt seine Launen, ihr bringt's nicht ins Gefecht; 
So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indes zurecht.“ 
Der Herr schaut ihm herüber: „Es ist mein Lieblingsroß! 
Doch das verstehst du besser, so reit es nur zum Troß.“ 
Sie wechseln still, dann sprenget rasch, ohne Gruß und Wor! 
Die Zügel lang verhänget. der edle Froben fort.
	        
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