Full text: Sammlung deutscher Gedichte

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11. „Und alles bild' ich nach genau 
und kleid' es in ein scheußlich Grau; 
halb Wurm erschien's, halb Molch und Drache, 
gezeuget in der gift'gen Lache. 
Und als das Bild vollendet war, 
erwähl ich mir ein Doggenpaar, 
gewaltig, schnell, von flinken Läufen, 
gewohnt, den wilden Ur zu greifen; 
die hetz' ich auf den Lindwurm an, 
erhitze sie zu wildem Grimme, 
zu fassen ihn mit scharfem Zahn, 
und lenke sie mit meiner Stimme. 
12. „Und wo des Bauches weiches Vließ 
den scharfen Bissen Blöße ließ, 
da reiz' ich sie den Wurm zu packen, 
die spitzen Zähne einzuhacken. 
Ich selbst, bewaffnet mit Geschoß, 
besteige mein arabisch Roß 
von adeliger Zucht entstammet; 
und als ich seinen Zorn entflammet, 
rasch auf den Drachen spreng' ich's los 
und stachl' es mit den scharfen Sporen 
und werfe zielend mein Geschoß, 
als wollt' ich die Gestalt durchbohren. 
18. „Ob auch das Roß sich grauend bäumt 
und knirscht und in den Zügel schäumt 
und meine Doggen ängstlich stöhnen, 
nicht rast' ich, bis sie sich gewöhnen. 
So üb' ich's aus mit Emsigkeit, 
bis dreimal sich der Mond erneut, 
und als sie jedes recht begriffen, 
führ' ich sie her auf schnellen Schiffen. 
Der dritte Morgen ist es nun, 
daß mir's gelungen, hier zu landen; 
den Gliedern gönnt' ich kaum zu ruhn, 
bis ich das große Werk bestanden. 
u4 „Denn heiß erregte mir das Herz 
des Landes frisch erneuter Schmerz. 
Zerrissen fand man jüngst die Hirten, 
die nach dem Sumpfe sich verirrten. 
Und ich beschließe rasch die Tat, 
nur von dem Herzen nehm' ich Rat.
	        
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