Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

16 Theodor Storm 
Alte ihn höchst erstaunt ansah; denn dieser Mann war 
nicht der betraute Sachwaller ihres Hauses. Deshalb 
gedachte er eben von seinem Bock herabzurutschen, um ihn 
selber bei dem Herrn Senator anzumelden; aber Herr 
Siebert Sbnksen war schon nach flüchtigem Anpochen in 
das Privatkabinett des Prinzipals hineingeschlüpft. 
„Ei, ei ja doch!“ murmelte der Alte „Die Klatsch- 
mäuler werden doch nicht recht behalten?“ Er kniff die 
Lippen zusammen und schaute eine Weile durch das Fenster 
10 auf den Steinhof, wo ihm die niedrige Mauer jetzt auch 
eine innere Scheidung der beiden verwandten Häuser zu 
bedeuten schien. 
Drinnen im Kabinette war nach ein paar Hin-⸗ und 
Widerreden der Herr Senator wirklich von seinem Bock 
16 herabgekommen. Herr,“ rief er und stieß seine Feder 
auf das Pult, daß sie bis zur Fahne aufriß, „verklagen, 
sagt Ihr? Meines Vaters Sohn will mich verklagen? 
Herr Siebert Sönksen, Sie sollten nicht solche Scherze 
machen!“ 
20 Der Goldene zog ein Papier aus seiner Tasche. „Mein 
werter Herr Senator, es wird ja nicht sogleich ad pro- 
cessum ordinarium geschritten.“ 
„Auch nicht, da Herr Siebert Sönksen dem Gegen— 
part bedienet ist?“ 
25 Der Goldene lächelte und legte das Schriftstück, welches 
er in der Hand hielt, vor Herrn Christian Albrecht auf 
das Pult. „Laut dieser Vollmacht,“ sagte er vertraulich, 
„bin ich so gut zum Abschluß von Vergleichen, wie zur 
Anstellung der Klage legitimiert!“ 
L „Und wegen des Vergleiches sind Sie zu mir ge— 
kommen?“ frug der Kaufherr nicht ohne ziemliche Ver— 
wunderung; denn er wußte nicht, daß Herr Siebert 
Sönksen schon längst darauf spekuliert hatte, statt seines 
alten und, wie er sagte, „fürtrefflichen, aber abgängigen“ 
zb Kollegen der Anwalt dieses angesehenen Hauses zu werden.
	        
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