Full text: Erlebnisse und Darstellungen aus den ersten acht Monaten des Weltkrieges ([Heft 1], [Schülerband])

— ?2 — 
Ermordung Meines Freundes, des Erzherzogs Franz Ferdinand, 
ein Abgrund auf. Mein Hoher Verbündeter, der Kaiser und König 
Franz Josef, war gezwungen, zu den Waffen zu greifen, um die 
Sicherheit seines Reichs gegen gefährliche Umtriebe aus einem 
Nachbarstaat zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten 
Interessen ist der verbündeten Monarchie das Russische Reich in den 
Weg getreten. An die Seite Osterreich-Ungarns ruft uns nicht nur 
unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die gewaltige Aufgabe zu, 
mit der alten Kulturgemeinschaft der beiden Reiche unsere eigene 
Stellung gegen den Ansturm feindlicher Kräfte zu schirmen. 
Uns treibt nicht Eroberungslust; uns beseelt der unbeugsame 
Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns gestellt hat, für uns 
und alle kommenden Geschlechter. 
Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind, werden Sie 
ersehen, wie Meine Regierung und vor allem Mein Kanzler bis zum 
letzten Augenblick bemüht waren, das Außerste abzuwenden. In 
aufgedrungener Notwehr, mit reinem Gewissen und reiner Hand 
ergreifen wir das Schwert. 
Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten und 
Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie Ihre Ent— 
schlüsse einmütig und schnell — das ist Mein inniger Wunsch. — 
Der Kaiser setzte der Thronrede folgendes hinzu: 
„Sie haben gelesen, Meine Herren, was Ich zu Meinem 
Volke vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich wieder— 
hole: Ich kenne keine Parteien mehr, Ich kenne nur Deutsche. 
Und zum Zeichen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne 
Parteiunterschiede, ohne Standes- und Konfessionsunterschiede 
zusammenzuhalten mit Mir durch dick und dünn, durch Not und 
Tod, fordere Ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten 
und Mir dies in die Hand zu geloben.“ 
3. Kaiser Wilhelms Erlaß an das deutsche 
Heer und die deutsche Marine. 
Nach dreiundvierzigjähriger Friedenszeit rufe Ich die deutsche 
wehrfähige Mannschaft zu den Waffen. 
Unsere heiligsten Güter, das Vaterland, den eigenen Herd 
gilt es gegen ruchlosen Überfall zu schützen. 
Feinde ringsum! Das ist das Rennzeichen der Cage. Ein 
schwerer Kampf, große Opfer stehen uns bevor.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.