4. Die Wunden des Krieges
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und ihre Heilung.
45. Der Kriegsarzt auf dem Schlachtfelde.
In der Marschkolonne auf der Landstraße marschieren je zwei mit roten
Armbinden gekennzeichnete Kranken- und Hilfskrankenträger am Schluß
ihrer Kompagnien. Am Schlusse des Bataillons kommen die Gefechtsbagage
Gatronenwagen) und der Sanitätswagen mit vier Sanitätsunteroffizieren.
Der Bataillonsarzt und sein Assistenzarzt reiten am Schlusse des Bataillons.
Lommt die Kolonne in Feindesnähe, so daß ein Gefecht zu erwarten ist,
so schwärmen die Truppen in lichten Schützenlinien nach rechts und links
aus. Die Gefechtsbagage macht an einem möglichst gedeckten Platze halt.
Die Krankenträger haben inzwischen die Tragbahren vom Sanitätswagen
genommen und schließen sich ihren Kompagnien an; ein bis zwei Sanitäts-
unteroffiziere gehen mit, wenn möglich auch ein Sanitätsoffizier. Am ge—
eignetsten für den Truppenverbandplatz ist ein geräumiges Haus, z. B.
ein Schulhaus, eine Scheune oder eine Kirche. In E. hatte ich die Kirche
gewählt. An der Turmspitze wird die Neutralitätsslagge4s gehißt. Auf alle
freien Plätze, am Altar, in den Seitengängen, zwischen und auf den Bänken,
wird dichtes Stroh gelegt. Am Turmeingang wird ein Tisch mit den notwen⸗
digen Verbandgegenständen aufgestellt. Die vorhandenen Türen werden
über die hintersten Bänke gelegt zur Aufnahme Schwerverwundeter. Häufig
benutzen die Ärzte gemeinschaftlich fechtender Bataillone einen Verbandplatz.
Naum sind die notwendigsten Vorbereitungen getroffen, als auch schon die
ersten Verwundeten gebracht werden. Den ersten Verband erhalten
die Verwundeten bereits in der Gefechtslinie von den Samariternas oder
Kameraden und werden dann so schnell wie möglich zum Verbandplatz
gebracht. Reichen die vorhandenen Bahren nicht aus, so werden Notbahren
aus Baumstämmen und Reisig hergestellt oder indem eine Zeltbahnæ
zwischen zwei Gewehre gebunden wird. Die Verwundeten werden sofort
in Behandlung genommen und die notwendigsten kleinen Operationen
ausgeführt.
Selbstredend geht das Verbinden nicht ohne Schmerzen ab; aber wenn
einer jammern will, sage ich gewöhnlich: Kamerad, ich glaube ja, daß es
weh tut. Freuen Sie sich, daß Sie es noch fühlen und jammern können.
Aber seien Sie brav und machen Sie keinen Lärm.“ Diese Worte helfen
zumeist; der Verwundete beißt die Zähne zusammen und ist ruhig. Über—