Full text: Erlebnisse und Darstellungen aus den ersten acht Monaten des Weltkrieges ([Heft 1], [Schülerband])

4. Die Wunden des Krieges 
8 
und ihre Heilung. 
45. Der Kriegsarzt auf dem Schlachtfelde. 
In der Marschkolonne auf der Landstraße marschieren je zwei mit roten 
Armbinden gekennzeichnete Kranken- und Hilfskrankenträger am Schluß 
ihrer Kompagnien. Am Schlusse des Bataillons kommen die Gefechtsbagage 
Gatronenwagen) und der Sanitätswagen mit vier Sanitätsunteroffizieren. 
Der Bataillonsarzt und sein Assistenzarzt reiten am Schlusse des Bataillons. 
Lommt die Kolonne in Feindesnähe, so daß ein Gefecht zu erwarten ist, 
so schwärmen die Truppen in lichten Schützenlinien nach rechts und links 
aus. Die Gefechtsbagage macht an einem möglichst gedeckten Platze halt. 
Die Krankenträger haben inzwischen die Tragbahren vom Sanitätswagen 
genommen und schließen sich ihren Kompagnien an; ein bis zwei Sanitäts- 
unteroffiziere gehen mit, wenn möglich auch ein Sanitätsoffizier. Am ge— 
eignetsten für den Truppenverbandplatz ist ein geräumiges Haus, z. B. 
ein Schulhaus, eine Scheune oder eine Kirche. In E. hatte ich die Kirche 
gewählt. An der Turmspitze wird die Neutralitätsslagge4s gehißt. Auf alle 
freien Plätze, am Altar, in den Seitengängen, zwischen und auf den Bänken, 
wird dichtes Stroh gelegt. Am Turmeingang wird ein Tisch mit den notwen⸗ 
digen Verbandgegenständen aufgestellt. Die vorhandenen Türen werden 
über die hintersten Bänke gelegt zur Aufnahme Schwerverwundeter. Häufig 
benutzen die Ärzte gemeinschaftlich fechtender Bataillone einen Verbandplatz. 
Naum sind die notwendigsten Vorbereitungen getroffen, als auch schon die 
ersten Verwundeten gebracht werden. Den ersten Verband erhalten 
die Verwundeten bereits in der Gefechtslinie von den Samariternas oder 
Kameraden und werden dann so schnell wie möglich zum Verbandplatz 
gebracht. Reichen die vorhandenen Bahren nicht aus, so werden Notbahren 
aus Baumstämmen und Reisig hergestellt oder indem eine Zeltbahnæ 
zwischen zwei Gewehre gebunden wird. Die Verwundeten werden sofort 
in Behandlung genommen und die notwendigsten kleinen Operationen 
ausgeführt. 
Selbstredend geht das Verbinden nicht ohne Schmerzen ab; aber wenn 
einer jammern will, sage ich gewöhnlich: Kamerad, ich glaube ja, daß es 
weh tut. Freuen Sie sich, daß Sie es noch fühlen und jammern können. 
Aber seien Sie brav und machen Sie keinen Lärm.“ Diese Worte helfen 
zumeist; der Verwundete beißt die Zähne zusammen und ist ruhig. Über—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.