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gut. Bald war auch schon ein Sätzchen gebildet: Emil hat einen Esel. War
in dieser Stunde nur das E gelernt worden, so mutzte alles übrige zu dem
Satze gut sitzen, denn in sämtlichen 26 Heften sah ich fast keinen Fehler.
Das war eine Leistung! Und die Kinder verdienten das ihnen gezollte Lob
ihres Lehrers. — Mir hat in dieser Lektion besonders gefallen: Die Ein¬
führung durch eine lebensvolle, kindertümliche Geschichte — keine trockene
Normalwortbesprechung; als Vorübung die Darstellung des neuen Buchstaben
in Plastilin als Vorbeugungsmittel zu befürchtender Schreibfehler; der Ge¬
brauch der Geste. Nun hingen natürlich auch die Leseübungen auf S. 32
der Fibel nicht in der Luft: in der Eile und im Eifer, den Essig statt
des Erdbeersaftes, die Zange statt der Schere usw. — das ist wohl auch was
wert; man schaue nur daraufhin manche andere Fibel an! Ich freue mich,
datz die Wiederkehr-Fibel auch in Sachsen (Zittauer Lehrerverein) mehr und
mehr Eingang findet. —
Zn einer Förderklasse II.
(Kinder also, die im 2. Schuljahre sitzen geblieben und nun in die För¬
derklasse kamen oder auch aus der 1. in die 2. Förderklasse gerückt sind.)
Der Kollege will uns (es hospitierte mit mir zugleich in dieser Klasse der
Hauptschulinspektor einer belgischen Großstadt) das Formen des Storches
vorführen. Herbstbild ist betrachtet. Heraushebung des Storches auf dem
Bilde. Betonung der auffälligen Teile des Tieres: lange Beine, langer
Schnabel, langer Hals. Beachtung der Farben. Anzeichnen des Storches
(Bunte Kreide!) durch Lehrer und Kinder. Flächenhaftes Sehen (ein Flügel,
ein Auge). Besprechung der plastischen Darstellung: Walzenform des Halses,
Eiform des Rumpfes, Schnabel und Beine rote Hölzchen. Auge ein wenig
braune Plastilina. Flügel durch schwarze Streifen markiert, Schwanz durch
schwarze Spitze. Dazu das Storchnest. Dazu ein Dach. Fertig ein kleines
Lebensbild: Der Storch im Neste. — Anschließend behandelt: Lesestllck vom
Storch; Sprechübung, Diktatübung, Aufsätzchen. — Vergleiche hierzu das sehr
empfehlenswerte Buch von Lutz u. Wiederkehr: ,,Der plastische Dai¬
st e l l u n g s u n t e r r i ch t" (I. Bensheimer, Mannheim und Leipzig, 1911),
ein theoretisch-praktisches Handbuch für Lehrer und Erzieher. Ein ganz aus¬
gezeichnetes Buch! Erst wer in den Mannheimer Schulen herumgekom¬
men, kann vollkommen beurteilen, wieviel Arbeit in diesem Buche der beiden
genannten Herren steckt, aber auch, wie das Buch nicht am grünen -uisch,
sondern aus der Praris heraus entstanden ist.
Zn einer andern Förderklasse II.
Behandlung der Plakatsäule mit anschließendem Ausschneiden
derselben. Kurze Vorbesprechung. Gewinnung einiger Sätzchen für spätere
Deutschübungen: Plakatsäulen findet man an großen Plätzen und an breiten
Straßen. Usw. — Betrachtung eines vom Lehrer mitgebrachten Modells;
Die Besichtigung verschiedener Plakatsäulen draußen in der Stadt ist am Tage