Aus Lessings „Der Schatz“. 87
Geert. Ja wahrhaftig, ich hab's hundertmal gesagt,
nrzu soll die Armee da liegen und lungern? Der Prinz
at meiner Treu recht getan, das will ich verantworten,
gegen wen es sei.
Hermann. Heinrich, gib mir ein Glas Branntwein.
d kann darauf schwören, ihr Herren, es ist mir ganz schwarz
den Augen geworden, wie ich diese Nachricht hörte. Eure
esundheit Messienrs Nun das bekenn ich, das ist ein
vauplversehen, die Festungen vorbeizugehen.
Siebert. Hätte ich die Armee zu kommandieren gehabt,
ich hätn es meiner Treu ebenso gemacht.
Franz. Ja richtig, dahin wird's auch noch kommen, daß
man Torschreiber zu Generalen macht.
Siebert. Du brauchst nicht zu spotten; ich würde meine
ache so gut machen wie ein anderer.
Geert. Darin hat Siebert recht, meiner Treu', daß der
Prinʒ wohlgetan haͤt, geradewegs auf den Feind loszugehen.
Hermann. Ei mein guter Geert, Ihr seid gar zu altklug,
Ihr habt noch nanches zu lernen.
Geert. Aer von Franz Messerschmied lern' ich das nicht.
ie geraten in einen heftigen Zank, nehmen einander das Wort
orm Munde weg, stehen von den Stühlen auf, drohen und lärmen.)
Hermann (schlägt auf den Tisch, laut rufend). Stille,
file ihr Herreni Laßt uns nicht mehr davon reden, jeder
ann seine Meinung behalten. Hört, ihr Herren, gebt doch
Friedel Meint ihr wirklich, daß Due de Vendõôme aus Furcht
etiriert und das Land verwuüstet hat? Nein, der Kerl haät
Mexander Magnusen seine Chronik gelesen, der machte es
enso, als Därius ihn verfolgte, und hat dadurch einen
Sieg davongetragen, so groß wie der, den wir bei Hochstädt
gewonnen.
Heinrich. Eben hat die Uhr auf dem Posthof zwölf
deschlagen.
Hhermann. So müssen wir denn gehen.
Gehen ab. Unterwegs zanken und streiten sie sich noch über das
Frühere.)
9. Aus Lessings „Der Schatz“.
(1750.)
Zessing hat vor seinem epochemachenden Meisterlustspiel ‚Winna von
Barnhelm· eine Anzahl () kleinerer Lustspiele nach dem Muster des
tömischen Kombdiendichters Plautus (um 200 v. Chr.) verfaßt, die
seinergeit zu den besten Produkten der komischen Muse gehörten, zu
unserer Zeit aber fast vergessen sind. Unter ihnen ist „Der Schatz“
eins der gelungensten.