109
sieben Monaten getan hat. Mit dauernderen Flammenzügen, als
sie der Blitz in Felsen schreibt, wird die Geschichte den Verlauf
dieser Arbeit verzeichnen, und wenn die Leidenschaften, die Ver—
hetzungen und Gehässigkeiten der Gegenwart längst verschollen sein
werden, wird die Nachwelt erkennen, daß die Großartigkeit des
deutschen Heldenkrieges von 1870/71 wesentlich beruhte auf der
Reinheit und Gerechtigkeit unserer Sache, auf der in der Geschichte
Deutschlands bis dahin beispiellosen Einheit aller Volksschichten,
Stände und Berufsklassen in dem nationalen Gedanken, endlich —
auf dem Alleinstehn der deutschen Nation, die, ohne jede Beihilfe
von außen, ganz und gar aus eigener Kraft ihre staunenswerten
Erfolge errang.
Das Bewußtsein des Rechtes, der Gedanke der Einheit, das
Gefühl der Pflicht, die greifbar deutliche Empfindung der National⸗
kraft, sie waren es, welche neben einer vortrefflichen Führung dem
deutschen Heere seine Unwiderstehlichkeit gaben. Jeder deutsche
Soldat, vom leitenden Strategen bis zum letzten Fuhrknecht herab,
trug sie bewußt oder unbewußt in der Brust. Großes leistete darum
die vollendete Kriegskunst der Feldherren, die taktische Tüchtigkeit der
Offiziere, die Mannszucht, Hingebung, Ausdauer und Todesverachtung
der Truppen. Noch in Jahrhunderten werden die Namen der Er—
sinner und Ausführer des Feldzugsplanes glänzen, aber auch mit
Dankbarkeit wird von den Deutschen der namenlosen Helden gedacht
werden, die in Frankreichs Boden schlafen und mit ihrem Blute
Deutschland seine herrlichen Siege erkauft haben. Vier Jahrhunderte
hindurch hatte Frankreich — ob Königreich, ob Republik, ob Kaiser—
tum — gegen Deutschland Raubkriege geführt, hatte ihm Städte
und Provinzen entrissen, seine Gaue ausgeraubt und verwüstet.
hatte das alte Reich deutscher Nation erst unterwühlt und dann
vernichtet, und nun kam plötzlich zum Staunen der Welt die Ver—
geltung im Schlachtendonnerschritt daher. Welches aber die Stellung
des neuen Deutschen Reiches inmitten Europas werden sollte, das
sprach sein Begründer, Kaiser Wilhelm J. in der Thronrede bei der
Erbffnung des ersten Reichstages in Berlin am 21. März 1871 klar
und schlicht in den Worten aus:
„Der Geist, welcher im Deutschen Volke lebt und seine
Bildunig und Gesittung durchdringt, nicht minder die Verfassung
des Boiches und seine Heereseinrichtung bewahren Deutschland
inmitten seiner Erfolge vor jedem Nißbrauche seiner durch die
Einigung gewonnenen Kraft. Die Achlung, welche Deutschland
fenẽ eigene Selbständigkeit in Anspruch nimmt, zollt es bereit⸗