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Hauptmann Glück und sagte, sie wären von jenen Leuten, die zu Hussens 
und Ziskas Zeiten für die Religion und die Freiheit gestritten hätten. Sie 
baten ihn, sie dabei zu schützen; dafür wollten sie ihm Gut und Leben 
opfern. Dann riefen sie mit heller Stimme: „Es lebe König Friedrich!" 
Zugleich bewegten sie ihre Waffen durcheinander und machten ein großes 
Geräusch, daß der König zum Lachen gereizt wurde. Während des ganzen 
Einzuges, der zwei Stunden dauerte, zeigte sich der König dem Volke 
mehrmals mit entblößtem Haupte und freudigem Gesicht und stieg dann 
mit der Königin im inneren Schloßplätze ab. Fast jedermann wollte des 
Königs Farben tragen, blau und weiß, wenigstens solche Federn, wie 
denn auch die Herren, die ihm entgegengeritten waren, fast alle blaue und 
weiße Federn trugen. Solche Federn und der blaue und weiße Taffet 
wurden derart aufgekauft, daß sie zu Prag fast nicht mehr zu bekommen 
waren. 
Der neue König machte sich mit den Leuten gar gemein, begleitete 
sie ans seinem Zimmer und zog seinen Hut ab fast gegen jedermann. Oft 
ging er spazieren hinaus in den Tiergarten bei dem Lustschlosse, nur von 
einem Jungen und Lakaien begleitet. Da er Calvinist war, gab er den 
Befehl, die Götzen vom Altar zu tun. Sein Hofprediger ging mit einigen 
böhmischen Brüdern in die Domkirche, um den Tempel Gottes zu reinigen. 
Unter rohen Scherzen wurden mit Stangen und Äxten alle Altäre, Kruzifixe, 
Bilder und Grabdenkmäler zertrümmert, die Reliquien vernichtet; selbst 
Kunstwerke wurden nicht verschont. Das große Kruzifix, das mit etlichen 
anderen Bildern über dem Chor stand, wollten die Arbeiter langsam 
herablassen, daß es nicht zerbreche. Da befahl man, es herunterzuwerfen 
und nicht zu verschonen. Man warf es herunter, und es tat einen so 
erschrecklichen Fall, als wenn das ganze Gebäude zusammenstürze. Dies 
machte auf die meisten Böhmen und auch aus viele deutsche Lutheraner 
den schlechtesten Eindruck. 
Bit Flucht des töitikrköiiigs. (1020.) 
Nach dem Sieg am weißen Berge rückte Herzog Max von Bayern 
gegen die Stadt Prag vor. Das ganze Feld wie die Straße am weißen 
Berge war mit Toten und Bagagewagen bedeckt. Vor der Stadt plün¬ 
derten die Soldaten über 80 Pack- und Proviantwagen, auch gar viele 
Kutschen. Durch einen Trompeter gab der Herzog den Pragern 24 Stunden 
Zeit, sich zu erklären, ob sie sich ergeben wollten. Als nun niemand 
mehr vom Feind zu sehen war, befahl er, ihm um ein Quartier umzu¬ 
sehen. Man ritt aus, fand aber nichts, da der Feind alles verbrannt
	        
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