fullscreen: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

244 153. Die Heimat unserer Nährpflanzen. 
oder siedendem Wasser geschieht; oder man verändert die Bestandteile des Holzes auf 
chemischem Wege (Imprägnation), indem man entweder solche Lösungen in dasselbe 
bringt, welche die eiweißartigen Substanzen in unlösliche Verbindungen verwandeln, 
oder Flüssigkeiten, welche fäulniswidrig wirken. 
Manche Holzarten haben unter Wasser eine größere Dauerhaftigkeit als im Freien, 
so besonders die Erle, Buche, Ulme, Lärche und Kiefer; bei der Eiche und Fichte ist 
die Dauerhaftigkeit unter Wasser und im Freien nahezu gleich; Esche, Weide, Pappel 
und Birke sind unter Wasser ganz unhaltbar. 
Im Meere wirkt ungemein zerstörend auf das Holz der Bohrwurm, der aus 
den Meeren heißer Länder stammt. Er zerstört nicht nur unbeschlagene Schiffe, sondern 
auch ganze Dämme. Er bohrt sich mit seinem vorn hornartigen Rüssel in das Holz 
ein, wächst bis zu 40 em Länge, vergrößert die gebohrte Röhre und füllt sie mit kalkiger 
Substanz aus. 
153. Die Heimat unserer Nährpflanzen. 
In unseren Gärten, AÄckern und Feldern bauen wir eine Menge 
verschiedener Pflanzen, ohne daran zu denken, daß die ursprüngliche 
Heimat derselben hunderte, ja tausende von Meilen entfernt liegt. Unter— 
suchen wir den Sachverhalt näher, so finden wir zu unserem Erstaunen, 
daß unser Vaterland eigentlich außerordentlich arm an freiwillig wach— 
senden Nährpflanzen ist und alle wichtigeren unter ihnen in älterer oder 
späterer Zeit aus der Fremde eingeführt wurden. Selbst die bei uns 
noch wild wachsenden, wie die Mohrrüben und das Holzobst, waren von 
so geringer Beschaffenheit, daß sie entweder durch lange Kultur ver— 
bessert, oder durch edlere Pflanzen gleicher Art aus der Fremde ersetzt 
werden mußten. Ja ganz Europa ist nicht viel reicher an heimischen 
Nahrungspflanzen, als unser Land. Es besitzt nicht eine einzige wich— 
tigere Mehlpflanze; wohl aber wachsen einige Gemüse, wie die Linsen, 
Spargeln, mehrere Kohlgewächse und Rübenarten, im Süden dieses Erd— 
teiles wild. 
Die meisten unserer Nährpflanzen verdanken wir der glücklicheren 
Erde Asiens, das uns auch wahrscheinlich die meisten Haustiere, wie 
Pferd, Rind, Esel, Ziege, Schaf, Hund, Huhn, geliefert hat. Das Morgen— 
land und Hochasien sind die Heimat unserer meisten Getreidearten. Noch 
wachsen Weizen, Dinkel und Gerste wild in Mesopotamien und im 
südlichen Persien, das Einkorn in Taurien und am Kaukäsus, der 
Roggen auf den Gebirgen Kleinasiens und in den Steppen am kaspi— 
schen Meere. Ob auch der Hafer dorther stammt, ist noch ungewiß, da 
man ihn bisher dort noch nirgends wildwachsend gefunden hat. 
Das Morgenland lieferte uns auch die edelsten Obstsorten. Die 
Gebirge von Hochpersien und Kaschmir sind die Heimat der Aprikosen, 
Amarellen, Pfirsiche und Walnüsse, Kleinasien die der Zwetschgen und
	        
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