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oder siedendem Wasser geschieht; oder man verändert die Bestandteile des Holzes auf
chemischem Wege (Imprägnation), indem man entweder solche Lösungen in dasselbe
bringt, welche die eiweißartigen Substanzen in unlösliche Verbindungen verwandeln,
oder Flüssigkeiten, welche fäulniswidrig wirken.
Manche Holzarten haben unter Wasser eine größere Dauerhaftigkeit als im Freien,
so besonders die Erle, Buche, Ulme, Lärche und Kiefer; bei der Eiche und Fichte ist
die Dauerhaftigkeit unter Wasser und im Freien nahezu gleich; Esche, Weide, Pappel
und Birke sind unter Wasser ganz unhaltbar.
Im Meere wirkt ungemein zerstörend auf das Holz der Bohrwurm, der aus
den Meeren heißer Länder stammt. Er zerstört nicht nur unbeschlagene Schiffe, sondern
auch ganze Dämme. Er bohrt sich mit seinem vorn hornartigen Rüssel in das Holz
ein, wächst bis zu 40 em Länge, vergrößert die gebohrte Röhre und füllt sie mit kalkiger
Substanz aus.
153. Die Heimat unserer Nährpflanzen.
In unseren Gärten, AÄckern und Feldern bauen wir eine Menge
verschiedener Pflanzen, ohne daran zu denken, daß die ursprüngliche
Heimat derselben hunderte, ja tausende von Meilen entfernt liegt. Unter—
suchen wir den Sachverhalt näher, so finden wir zu unserem Erstaunen,
daß unser Vaterland eigentlich außerordentlich arm an freiwillig wach—
senden Nährpflanzen ist und alle wichtigeren unter ihnen in älterer oder
späterer Zeit aus der Fremde eingeführt wurden. Selbst die bei uns
noch wild wachsenden, wie die Mohrrüben und das Holzobst, waren von
so geringer Beschaffenheit, daß sie entweder durch lange Kultur ver—
bessert, oder durch edlere Pflanzen gleicher Art aus der Fremde ersetzt
werden mußten. Ja ganz Europa ist nicht viel reicher an heimischen
Nahrungspflanzen, als unser Land. Es besitzt nicht eine einzige wich—
tigere Mehlpflanze; wohl aber wachsen einige Gemüse, wie die Linsen,
Spargeln, mehrere Kohlgewächse und Rübenarten, im Süden dieses Erd—
teiles wild.
Die meisten unserer Nährpflanzen verdanken wir der glücklicheren
Erde Asiens, das uns auch wahrscheinlich die meisten Haustiere, wie
Pferd, Rind, Esel, Ziege, Schaf, Hund, Huhn, geliefert hat. Das Morgen—
land und Hochasien sind die Heimat unserer meisten Getreidearten. Noch
wachsen Weizen, Dinkel und Gerste wild in Mesopotamien und im
südlichen Persien, das Einkorn in Taurien und am Kaukäsus, der
Roggen auf den Gebirgen Kleinasiens und in den Steppen am kaspi—
schen Meere. Ob auch der Hafer dorther stammt, ist noch ungewiß, da
man ihn bisher dort noch nirgends wildwachsend gefunden hat.
Das Morgenland lieferte uns auch die edelsten Obstsorten. Die
Gebirge von Hochpersien und Kaschmir sind die Heimat der Aprikosen,
Amarellen, Pfirsiche und Walnüsse, Kleinasien die der Zwetschgen und