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slang. Zahlreiche Städtchen mit altertümlichen Türmen und Stadt—
mauern, blühende Dörfer und lauschige Weiler heben und beleben das
herrliche Landschaftsbild.
In seinem untern Teile erweitert sich das Kinzigtal zur Main—
ebene hin. Die Spessartberge treten vom Ufer der Kinzig nach Süden
10 zurück und umschließen in weitem Bogen „das Freigericht“!.
hier liegt die alte Barbarossastadt, die ehemalige freie Reichs—
stadt Gelnhausen. Ihrer herrlichen Lage wegen hat ihr der Volks—
mund mit Recht den Namen „Perle des Kinzigtales“ beigelegt. Steil
steigen ihre engen Straßen am Fuße des Berges hinauf. Ihre zum
15 Teil noch altertümlichen Häuser und stolzen Landsitze, umkränzt vom
Schmucke üppiger Rebengelände und einem Walde von Obstbäumen,
leuchten weit in das offene Tal hinein. Sie alle hütet schützend die
herrliche Marienkirche mit ihren vier mächtigen Türmen. Hoch über
die Stadt erhebt sich der waldgekrönte Dietrichsberg und grüßt freund—
20 lich seinen Nachbar drüben im Spessart, den weithin sichtbaren
hahnenkamm.
2. überreste aus Gelnhausens großer Zeit.
Die alte Kaiserstadt Gelnhausen blickt auf eine vielhundert—
jährige Vergangenheit zurück. Geschichte und Sage knüpfen sich an
die noch vorhandenen KReste ihrer einstigen Keichsherrlichkeit aus
der Zeit der Hohenstaufen. Drunten im lieblichen Wiesengrunde auf
zeiner kleinen Insel der Kinzig lugen aus dichtem, dunkeln Ge—
büsch noch die wunderbaren Trümmer der Barbarossaburg hervor.
Sie lassen uns die Schönheit und die Pracht dieses Kaiserschlosses
heute nur noch ahnen. hier weilte der mächtige KRotbart oft
und gern, um mit den Edeln seines Volkes des Reiches Wohl zu
10 beraten oder in ausgedehnten Jagdgründen den hirsch und Eber zu
erjagen. Mächtige alte Türme geben Kunde von der Wehrhaftigkeit
der Reichsstadt. Bürgerhäuser von uralter Bauart erzählen ohne
Worte vom Glanze des alten deutschen Kaisertums, von des Reiches
Macht und herrlichkeit und vom Wohlergehen seiner Bürger.
15 Schwere Zeiten sind im Laufe der Jahrhunderte für die Stadt
gefolgt. Die ihr in schweren Kriegszeiten geschlagenen Wunden sind
längst verheilt, und ihr Gedächtnis ist bei der Nachwelt erloschen.
Aber die Erinnerung an des Reiches herrlichkeit, deren glücklicher
Zeuge die Stadt einst gewesen, ist lebendig geblieben von Geschlecht
20 zu Geschlecht.