Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

— 207 — 
vierzehn Tage mitgefeiert und war mit vielen Preisfahnen und 
Gewinnen, voll des Lobes über die Gastfreundschaft der Straßburger 
Und über die Herrlichkeit der genossenen Festfreuden, in ihre 
Vaterstadt zurückgekehrt. Da wandelte auch andere Züricher Bürger 
die Lust an, dem Schießen beizuwohnen. Einer unter ihnen, Herr 
Hans im Wöhrd, machte einen trefflichen Vorschlag. „Liebe 
andsleute und Mitbürger!“ sprach er, „weil die Stadt Straßburg 
immer so freundlich gegen die Unseren verfahren, so wollen wir 
ihr auch unsere Gesinnung kundtun. Als vor einhundertundzwanzig 
Jahren die beiden Städte zusammen ein Bündnis abgeschlossen, 
da machten unsere Altvordern an einem Tage zu Wasser auf 
Limmat, Aar und Rhein die Fahrt bis Straßburg und brachten 
einen Topf mit Hirsebrei, den sie von Zürich mitnahmen, noch 
dampfend nach Straßburg, zum Zeichen, daß sie wie im Scherz, 
so auch zu ernster Hülfe schnell herbeiziehen könnten. Dieses 
Bündnis hat sich in guten und bösen Tagen wohl bewährt. So laßt 
uns jetzt das Beispiel unserer Altvordern nachahmen und den 
Bidermännern in Straßburg zeigen, daß die Entfernung uns nicht 
hindert, gute Freunde und Bundesgenossen zu bleiben!“ — 
Die Rede gefiel den anderen, und alsbald beschlossen dreiund⸗ 
fünfzig Züricher Bürger unter Anführung ihres Obmannes, des 
Stadtbauherrn Kaspar Thomann, und anderer Herren vom Rate, 
von neuein eine Hirsebreifahrt zu rüsten. 
Heutzutage, wo uns der Dampf im Fluge von einem Orte zum 
andern führt, vergißt man leicht, was vor dreihundert Jahren eine 
Reise auf dem schwer schiffbaren oberen Rhein in so kurzer Zeit zu 
bedeuten hatte; brauchte man doch für gewöhnlich bei aller Anstrengung 
volle drei Tage dazu. Damals galt fie allgemein als ein Wagstück, 
d man wellete mehr dagegen als dafür, daß es den Zürichern 
gelingen würde. Ein damals in Straßburg lebender Dichter, namens 
Johann Fischart, hat das Andenken an diese Fahrt der Züricher 
Bürger durch eine treffliche Dichtung frisch und lebendig für die 
Nachwelt bewahrt. Sein Werk führt den Titel: „Das glückhafte 
Schiff von Zürich, artliche Beschreibung der ungewohnten und 
doch glückfertigen Schiffahrt etlicher vürger von Zürich, auf 
das vielberühmte Hauptschießen gen Straßburg getan.“ Dieses 
Ehrengedicht für die Züricher ist zugleich für unser ganzes deutsches 
Volk geschrieben, weil es uns zeigt, was wackere Männer durch 
Willenskraft und rüstiges Streben nach einem bewußten Ziele sowie 
einmütiges Zusammenwirken zu leisten vermögen. Wie ein roter 
Faden geht durch die ganze Dichtung der Gedanke:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.