Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Dieses wurde nun freilich verkauft; aber das daraus gelöste Geld 
war bald verzehrt, und noch sah man keine Besserung. Nun bewies 
sich der Schneidergesell recht brüderlich gegen ihn und verließ ihn 
nicht in seiner Not. „Hier in diesem fremden Lande bin ich ihm ja der 
Nächste!“ dachte er bei sich selbst, und das war er auch. Er verkaufte 
daher von seinen Sachen ein Stück nach dem andern, bis ihm nichts 
mehr übrig blieb; aber er hatte dafür die Freude, seinen Kameraden 
durch seine Pflege wiederhergestellt zu sehen. Dieser konnte ihm 
die Treue, die er an ihm bewiesen hatte, nicht genug danken und 
weinte manchmal an seinem Halse aus Bekümmernis, daß er ihm 
seine verkauften Kleidungsstücke nicht wieder ersetzen könne. Aber 
der Schneider tröstete ihn darüber und sagte, Gott werde es ihn 
wohl nicht vermissen lassen; ein Mensch sei dem andern einen solchen 
Liebesdienst wohl schuldig, und besonders in der Fremde müsse keiner 
den andern verlassen. Sie reisten darauf noch miteinander bis nach 
Warschau, der Hauptstadt in Polen, wo der arme Schmied Arbeit 
bekam, der Schneider aber nicht. Beide Freunde mußten sich also hier 
trennen. Als der Schneider wieder fortwanderte, gab ihm der Schmied 
eine Stunde weit das Geleite, und unter Tränen schieden sie, als wenn 
sie leibliche Brüder gewesen wären, voneinander, ohne eben hoffen zu 
können, daß sie sich in dieser Welt jemals wiedersehen würden. 
Der Schneider wanderte darauf durch Böhmen, Sachsen, Hessen, 
Lothringen bis nach Frankreich, wo er beinahe zehn Jahre blieb und 
bald in dieser, bald in jener Stadt arbeitete, ohne irgendwo sein 
Glück zu finden. Endlich kehrte er nach Deutschland zurück und 
geriet in Frankfurt am Main unter die Werben, welche ihn über— 
redeten, kaiserliche Dienste zu nehmen, und ihn als Rekruten nach 
Wien führten. Da er aber schwächlich und fast beständig krank war, 
ließ man ihn nach einigen Jahren wieder laufen, wohin er wollte. 
Fast nackt und bloß kam er nach Sachsen, um daselbst wieder Arbeit 
zu suchen; allein da ihn in seinem eleuden Anzuge niemand zur 
Arbeit nehmen wollte, so mußte er endlich betteln. Eines Abends 
spät sprach er in einem Dorfe (es war gerade an einem Sonnabend) 
bei einer Schmiede auch um einen Zehrpfennig an. Da dünkte den 
Meister, welcher mit vier Gesellen vor der Esse arbeitete, daß die 
Stimme des Ansprechenden ihm sehr bekannt sei. Er nahm die 
Hängelampe in die Hand, schaute dem Bettler ins Gesicht und — 
„je Bruder! bist du's, oder bist du's nicht?“ riefen beide fast zu 
gleicher Zeit; und in der Tat waren es die Kameraden, die seit der 
Trennung in Warschau nichts weiter voneinander gehört hatten. 
Der Schmied, welcher unterdessen in dieser Schmiede in Arbeit
	        
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