Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

B. Der Mensch. Sein Wesen und Werk. 
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Nun glühte seine Wange rot und röter 
von jener Jugend, die uns nie entfliegt, 
von jenem Mut, der früher oder später, 
den Widerstand der stumpfen Welt besiegt, 
von jenem Glauben, der sich stets erhöhter 
bald kühn hervordrängt, bald geduldig schmiegt, 
damit das Gute wirke, wachse, fromme, 
damit der Tag dem Edlen endlich komme. 
Doch hat er, so geübt, so vollgehaltig, 
dies bretterne Gerüste nicht verschmäht; 
hier schildert’ er das Schicksal, das gewaltig 
von Tag zu Nacht die Erdenachse dreht, 
und manches tiefe Werk hat, reichgestaltig, 
den Wert der Kunst, des Künstlers Wert erhöht; 
er wendete die Blüte höchsten Strebens, 
das Leben selbst an dieses Bild des Lebens. 
Ihr kanntet ihn, wie er mit Riesenschritte 
den Kreis des Wollens, des Yollbringens mals, 
durch Zeit und Land, der Völker Sinn und Sitte, 
das dunkle Buch mit heitrem Blicke las; 
doch wie er, atemlos, in unsrer Mitte, 
in Leiden bangte, kümmerlich genas, 
das haben wir in traurig schönen Jahren, 
denn er war unser, leidend miterfahren. 
Ihn, wenn er vom zerrüttenden Gewühle 
des bittern Schmerzes wieder aufgeblickt, 
ihn haben wir dem lästigen Gefühle 
der Gegenwart, der stockenden, entrückt, 
mit guter Kunst und ausgesuchtem Spiele 
den neubelebten edlen Sinn erquickt 
und noch am Abend vor der letzten Sonnen 
ein holdes Lächeln glücklich abgewonnen. 
Er hatte früh das strenge Wort gelesen, 
dem Leiden war er, war dem Tod vertraut. 
So schied er nun, wie er so oft genesen; 
nun schreckt uns das, wofür uns längst gegraut. 
Doch schon erblicket sein verklärtes Wesen 
sich hier verklärt, wenn es hernieder schaut: 
was Mitwelt sonst an ihm beklagt, getadelt, 
es hass der Tod, es hass die Zeit geadelt. 
Auch manche Geister, die mit ihm gerungen, 
sein gross Verdienst unwillig anerkannt, 
sie fühlen sich von seiner Kraft durchdrungen, 
in seinem Kreise willig festgebannt: 
zum Höchsten hat er sich emporgeschwungen, 
mit allem, was wir schätzen, eng verwandt! 
So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben 
nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben. — 
So bleibt er uns, der vor so manchen Jahren — 
schon zehne sind’s! — von uns sich weggekehrt! 
wir haben alle segensreich erfahren, 
die Welt verdank’ ihm, was er sie gelehrt; 
schon längst verbreitet sich’s in ganze Scharen, 
das Eigenste, was ihm allein gehört. 
Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, 
unendlich Licht mit seinem Licht verbindend. 
si
	        
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