Full text: Mit 3 Holzschnitten (Bd. 2, [Schülerband])

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im letzten Rosenhagen belegenes Hospital dieses Zweiges 
der Knochenhauer der städtischen Armenverwaltung über— 
geben. Das Gebäude stammt aus dem Jahre 1684 und 
trug die Inschrift; Dit iss ger Knokenhauver hbillige Geist 
by dem Marikede. Zum bessern Verständnis der Inschrift 
für solche Leser, welche mit der Geschichte weniger bekannt 
find, fügen wir die Bemerkung bei, daß in früheren Zeiten 
Hospitäler, Kranken- und Siechenhäuser vielfach unter den 
Schutz des heiligen Geistes gestellt waren. Als Merk⸗ 
würdigkeit wird aber von dem Hospitale der Knochenhauer 
die wohl verbürgte Nachricht erzählt, daß dasselbe niemals 
seiner ursprünguüchen Bestimmung gedient habe, da sich in 
Hildesheim keine Knochenhauerwitwe fand, die so arm und 
serlassen war, daß sie Aufnahme im Hospitale suchen 
mochte, und wohl keiner unserer Leser wird einen Grund 
finden, an der Wahrheit dieser Überlieferung zu zweifeln. 
Während der nächsten Jahrzehnte nach dem Verkaufe 
hat das Amtshaus wenig Gutes erfahren. Die Last der 
Jahre hatte den ganzen Bau bedenklich aus dem Lote 
gedrängt, die alten Schildereien waren größtenteils ver⸗ 
itlert und selbst das Schnitzwerk sah kaum merklich her⸗ 
vor aus dem grauen Überzuge von Schmutz und Staub, 
nit welchem die Zeit alles gleichmäßig überdeckt hatte. 
Doch der schlimmste Feind solcher verlassenen, ich möchte 
sagen, verwaisten Bauten ist der Mensch. In Unverstand 
oder geldgierigem Streben streckt er seine Hand aus und 
bricht oft die wertvollsten Perlen aus und wirft sie fort 
oder verschleudert sie zu einem lächerlichen Preise. Das 
hat auch das Amtshaus der Knochenhauer erfahren. Die 
herrlichen Glasmalereien wurden aus den Fenstern heraus⸗ 
genommen und um einen Spottpreis, man sagt zu 18 
Thaler, veräußert, um dann in alle Weltgegenden verstreut 
zu werden Aus diesem taurigen Zustande gerettet und 
dor dem gänzlichen Ruin bewahrt wurde das alte Haus, 
welches selbst in seinem Verfalle noch einen unschätzbaren 
Werl besaß, durch den Hildesheimer Magistrat, welcher im 
Jahre 1852 auf dringende Vorstellungen des Herrn Senators 
bmer das Amthaus käuflich an sich brachte. Jetzt begann 
auch sofort eine umfassende Restauration des Gebäudes
	        
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