Full text: Mit 3 Holzschnitten (Bd. 2, [Schülerband])

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wüur ger geschieden, denn daß sie das Wort Gottes und 
die Sakramente sollen handeln, das ist ihr Werk.“ „Die 
vielen ketzerischen, unchristlichen und unnatürlichen Gesetze 
im geistlichen Rechte rühren daher, daß die Romanisten 
sagen, der Papst könne im Glauben nicht irren“ „Man 
sollte auf den Konzilien davon handeln, daß der Papst, 
der sich den Allerheiligsten nennt, weltlicher ist, als die 
Welt selbst.“ „Den Geistlichen muß es erlaubt sein, ehelich 
zu leben.“ Der Ablaß ist ein Betrug und das Papst⸗ 
tum das Reich Babylons.“ Das sind so einige Schlag— 
wörter, die Bornemacher Luther abgelernt hat und die er 
immer wieder aufs eifrigste verteidigt, ohne jedoch tiefer 
in ihren Sinn eingedrungen zu sein. Erstaunt vernehmen 
seine Klosterbrüder diese ühnen Lehren. Einige von ihnen 
widersprechen andere stimmen mehr oder weniger zu. 
Eines Tages bringt ein Sendbote des Altstedter 
Predigers Thomas Münzer die Schriften dieses wunder— 
lichen „Propheten“ nach Walkenried. Einige Exemplare 
von denselben fallen auch den Klosterbewohnern in die Hände 
Bornemacher verschlingt diese schwärmerischen, aufrührerischen 
Schriften mit wahrem Heißhunger. Münzer weiß es doch 
noch besser als Luther. „Alle Obrigkeit muß abgeschafft 
und eine neue Ordnung, in der überall brüderliche Gleichheit 
und Freiheit herrschen, eingerichtet werden.“ „Der Unter— 
schied der Stände muß aufhören, damit die christliche Kirche 
ihrem wahren Ursprunge wieder zugeführt wird.“ „Wenn 
die Fürsten und Herren ihre Macht nicht freiwillig nieder— 
legen wollen, so muß man sie mit Gewalt dazu zwingen“ 
— Bilder und Altäre sind in der Kirche nicht länger zu 
dulden.“ „Der Mariendienst ist ein Teufelswerk und 
Mariengebilde nichts anderes denn ein Teufelskopf.“ So 
schwirrt es in dem Kopfe des jungen Mönchs bunt durch— 
einander 
Aber nicht nur Bornemacher und vielleicht einige 
andere Walkenrieder Mönche neigen sich Münzers Lehre 
zu, sondern auch die Bauern in der Umgegend, namentlich im 
Hohnsteinschen, halten es mit ihrem, Landsmanne“ — Muünzer 
war 1498 zu Stolberg am Harz geboren — dessen Lehren 
ihrem fleischlichen Sinne zusagen mochte. Gegen Ende des 
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