8. Mein kriegsfreiwilliger Königsulan. 
Mein Jüngster ist achtzehn Jahre alt, 
Doch eine reckenhafte Gestalt; 
Die Augen blau, das Blondhaar dicht, 
Ein echtes, deutsches Junggesicht. 
Sprühend von Begeisterungsglut, 
Voll heldenhaftem CTodesmut — 
Mein kriegsfreiwilliger Königsulan. 
Es war am ersten Mobilmachungstag — 
Wenn er sonst noch in den Federn lag, 
War er frühmorgens frisch und munter, 
Singend, pfeifend die Treppe hinunter — 
„Wo willst du heut' schon hin so frühd“ 
„I hah teine Zein! isch vergeß es nie, 
Du kriegsfreiwilliger Königsulan. 
Er kommt den ganzen Tag nicht nach Haus 
Ich seh' so oft zum Fenster hinaus; 
Da gegen Abend im Zwielichtschein 
Klingelt's am Vorplatz, sollt er das seind 
Nein, ein Soldat, und ich denk' bei mir: 
Der sucht sich wohl ein gut' Quartier 
Als kriegsfreiwilliger Königsulan. 
Da klingt eine Stimme, so sonnig und hell: 
„Melde gehorsamst mich zur Stell'!“ 
Mein Herz setzt aus, mein Auge wird naß: 
„Mein Gott, Junge, bist du denn dasd 
Der heißen Tränen kann ich nicht wehren — 
„Deines Königs Rock, trag' ihn in Ehren, 
Als kriegsfreiwilliger Königsulan.“ 
Mein Herz sich an seinem Anblick sonnt. — 
„Könnt ich nur morgen gleich an die Front!“ 
„Ach, Junge, bleibe gern noch hier, 
Bei Mutter ist das beste Quartier.“ 
Da hat er sich leuchtend mir zugewandt: 
„Schön ist's zu sterben fürs Vaterland, 
Als kriegsfreiwilliger Königsulan!“ 
Vor wenig Tagen, in eilendem Lauf, 
Stürmt er in Feldgrau die Treppe herauf, 
Und seine Freude ist riesengroß 
„Endlich, Mutter, morgen gehns los!“ 
Ich seh' ihn an mit leuchtendem Blick, 
Nicht stören könnt' ich dein jubelnd Glück, 
Mein kriegsfreiwilliger Königsulan.