Full text: Gedichte und Prosa (Teil 1, [Abteilungen 1 und 2], [Schülerband])

106 II] Hummel. 
fAugust hummel (geboren 1839). 
*61. Von mancherlei Beeren. 
Unter allen Beeten im Garten ist das Erdbeerbeet den 
Kindern das liebste. Schon im ersten Frühling wird es schön 
grün. Kommt dann der Mai mit seinen warmen Tagen, so 
ist es wie mit frisch gefallenen Schneeflocken überdeckt; denn 
dann brechen aus allen Zweiglein die weißen Blüten hervor. 
Geschäftig fliegen die Bienen ab und zu; summend kriechen sie 
aus einer Blüte in die andere, denn da drin gibt's einen Trunk 
süßen Honigsaftes. Aber so viel auch die Bienen naschen mögen 
von dem herrlichen Saft, es bleibt doch noch genug zurück in 
den Früchten, die sich nach dem Abfallen der Blüten an den 
Zweigen ansetzen. Da besuchen nun die Kinder das Erdbeerbeet 
alle Tage. Sie freuen sich, wenn die Erdbeeren immer größer 
werden, manchmal so groß wie eine Nuß; und wenn dann ihre 
grüne Farbe weißlich wird oder die Sonne ihnen schöne rote 
Backen malt oder sie wie die roten Kirschen im grünen Laube 
hängen, dann ist fröhliche Zeit, da gibt's Erdbeeren alle Tage. 
Aber der Sommer macht es wie ein sorgsamer Hausvater, 
der auch nicht alles auf einmal gibt, was er den Seinen zu— 
gedacht hat. Das zeigt sich schon im Garten. Hinten an der 
Gartenwand stehen in Reihen die Himbeersträucher. Die be— 
decken sich auch allgemach mit Beeren; aber man muß warten, 
bis sie recht schön rot und so weich sind, daß sie einem auf 
der Zunge vergehen. Im ganzen Garten zerstreut stehen, wie 
kleine Leute, zwischen den Obstbäumen die Sträucher, von 
denen man Johannisbeeren und Stachelbeeren pflückt. Schön 
gelb und rot hängen in dem Laube der Johannisbeersträucher 
die Beerlein wie zierliche Weintrauben; einzeln sitzen die 
Stachelbeeren, aber sie werden auch größer und süßer als 
die Johannisbeeren, und solch schöne, große Stachelbeere mag 
wohl den Mund des kleinen Hans füllen. 
Wohin man auch schauen mag in der fröhlichen Sommer— 
zeit, da hat Gott den Menschen den Tisch gedeckt mit schönen, 
saftigen Beeren. Du wanderst durch den Wald, es ist heiß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.